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Nonweiler: Seltsame Erlebnisse.
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den zu diesem Zweck veranstalteten Sitzungen diente als Mediuni
ein mit der Leitung unseres Haushaltes befaßtes Fräulein G.,
deren mediale Fähigkeiten sich im Laufe der Jahre in steigendem
Maße fortentwickelt haben. Mein Vater selbst ist, wie ich
a usdrücklich hervorheben will, nicht im geringsten
medial beanlagi
Zur Veranschauiichung der in Betracht kommenden örtlichkeiten
dienen die dem Text beigefügten Skizzen (ohne Maßstab).
I.
Kalle spontaner Phänomene bei Abwesenheit
des Mediums.
Fall 1: Am 24. März 1916 hatte sich mein Vater gegen 3 Uhr
nachmittags nach kurzer Mittagsruhe aus dam Liegesessel L
(Skizze 1) erhoben und stand eben im Begriff, sich auis dein
Zimmer zu enüernen, als ihn ein Geräusch hinter seinem
Rücken veranlaßte, sich umzuwenden. Er sah auf dem Zimmer-
boden zwischen dem Schreibpulte P und dem Liegestuhl L —-
etwa beim Punkte p -— einen rotblütigen Hyazinthenzweig liegen.
Sefer erstaunt hob er ihn auf und verbrachte ihn in die mit Wasser
gefüllte, etwa am Platze a auf dem Schreibpulte P stehende Glasvase
zurück, wo er zuvor neben einer weißen Hyazinthe gesteckt
hatte. Er nahm sodann auf dem Sofa S Platz, fixierte die Vase
und äußerte mehrmals laut den Wunsch, es möchte nochmals einer
der Blütenstengel herausgeschleudert werden. In der (nach
unsiern Erfahrungen gerechtfertigten) Annahme jedoch, daß die
Gedankenkonzentration das gewünschte Phänomen beeinträchtigen
könne, trat er nach einiger Zeit an das Fenster F „ der Vase
den Rücken zukehrend. Nach etwa 2 Minuten hörte er hinter
sich ein plätscherndes Geräusch, wandte sich rasch um und sah,
wie der weiße Hyazinthenzweig sich um etwa 6 bis 8 Zentimeter
in der Vase in die Höhe gehoben hatte und nun langsam zurückglitt
. Das Phänomen war beendet. — Außer meinem Vater war
niemand im Zimmer anwesend. Das alsdann herbeigerufene, in
der mehr als 10 m entfernten Küche beschäftigte Fräulein G.
konnte am Boden noch leichte Wasserspuren feststellen. Aus der
Skizze 1 und den dort angegebenen Entfernangsverhältnissen
geht hervor, daß bei einem rein zufälligen Herausfallen aus der
übrigens sehr enghalsigen Vase die Blüte niemals an den Punkt p
hätte gelangen können. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt
, daß in einer der folgenden Sitzungen auf die Frage meines
Vaters, wie dieses Phänomen ohne Anwesenheit eines Mediums
möglich gewesen sei, durch Klopflaute aus unberührtem Tische
die Antwort^ erfolgte: Jenseitige Kraft."
Fall 2: Am 11. August 1917 hatte sich mein Vater zwischen
11 und 12 Uhr abends ziur Ruhe begeben. Nach etwa 10 Minuten
ertönten plötzlich an der unteren Seite seiner Bettlade drei mittel-
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