http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0242
238 Psychische Studien. XLVIII. Jahrg. 4.-5. Heft. (April-Mai 1921.)
worten gewesen, wenn es sich um Vorträge niohtpolitischer
Natur handelte.
Unsere „modernen Republikaner" wollen aber ke)ln freies
Denken und fordern für die Okltultisten den Mauikorbzwang.
Als einst der Kieler Naturforscher Prof. Dr. Reinke im preußischen
Herrenhaus auf die sittliche Gefahr des ,,Monisten-
biindes" hinwies und Maßnahmen von der Regierung forderte,
da ging ein Entrustung^ttirm durch Deutschland. Eine geistige
Bewegung dürfe man nur durch geistige Waffen bekämpfen.
Reinkes Vorgehen sei unerhört, ein Terrorismus usw. — (In
Wirklichkeit hat Rednke nicht ein Verbot de? Vorträge des Monistenbundes
gefordert, sondern zum geistigen Kampfe aufae-
rufenl) Was aber für den Monistenbund gilt, das muß auch für
die okkultistische Bewegung gelten. — Die Gegner mögen einem
geistigen Kampf eröffmen, nicht aber den Polizeisäbel zu Hilfe
rufen. — Damit würden sie der Kultur und auch ihrer Sache
einen schlechten Dienst erweisen. —- Sie würden nur Märtyrer
der Überzeugung schaffen.
Hoch an der Zeit ist ein Zusammenschluß der Gesellschaften
für psychische Forschung in Deutschland und Österreich zu einem
Verbände. — Eine starke Organisation ist notwendig.*)
Erst eine solche kann die Bahn für erfolgreiches Arbeiten und
Schaffen freimachen. — Der Justinus-Kerner-Bund ersucht daher
um allfällige Vorschläge und Zustimmungserklärungen, die an den
Generalsekretär Graz, Steirer Gasse 50, Deutsch-Österreich, gerichtet
werden mögen.
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Leib und Seele im Kosmos der Welt.
Von Dr. Walter Colsman, Göttrigen.
Überschauen wir die Strömungen und Strebungen der Philosophie
in den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere etwa seit
Kant, so drängt sich mit fast peinlicher Deutlichkeit die Erkenntnis
auf, daß alles Suchen, Streben, Denken,. Philosophieren bisher
geradezu in keinem einzigen wesentlichen Punkte zu Klarheit
und Übereinstimmung der Meinungen geführt hat. Ja im
Gegenteil: welche Frage auch immer wir ins Auge fassen, sei
sie erkenntnistheoretischer, ontologischer oder metaphysischer
Natur, überall stehen sich die Meinungen, Behauptungen »und —
*) DemnHchst erscheint bei Oswald Mutze eine Schritt „Monismus
und Okkultismus" unseres Mitarbeiters, des bekannten Forschers Dr.
Rudolf Tischner, in der die Beziehungen des Okkultismus zum Monismus
einsehend dargelegt werden. Er kommt gleichfalls zum Ergebnis,
daß der Monismus durch den Okkultismus widerlegt werde. Wir machen
schon jetzt auf die interessante, eindringende Schrift (Pr. 6 M.) aufmerksam.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0242