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274 Psychische Studien. XLV1II. Jahrg. 6. lieft. (Juni 1921.)
Länge und Breite in einem R e s o n a n z Verhältnis stehen/)
d. h. welche durch eine daraufgestellte angeschlagene Stimm-
gabel von sehr niederer Schwingungszahl zuim Mitschwingen gebracht
werden kann.5)
8. Es scheint sich hier um Bewegungen zu handeln, wie sie in
den aus der Physik bekannten Chladinschen Schallplatten und
ihren Figuren gegeben sind, denn manche Tischplatte schwingt
dann*leichter, wenn die Zwingen an genau auszuprobierenden
Stellen angebracht sind.
Wenige Zentimeter aus diesen Stellen gerückt, hemmen sie das
Ansprechen der Platten vollkommen. Gerade das Ausprobieren,
an welchen Stellen des Umfanges der Tischplatte die Zwingen
anzubringen sind, ist von höchstem praktischen mnd wissenschaftlichen
Interesse. Natürlich sind diese Punide auf Millimeter genau
fetzulegen und wohl am besten diese Notizen in Zeichnungen
einzutragen.
4. Bei einem kleinen runden Ti^h aus Fichtenholz von 60 cm
Durchmesser, dessen Platte auf einer Säule von 5 cm Stärke
mittelst einer in der Mitte aufgeleimten runden Platte von 8 cm
Durchmesser befestigt war, konnten sogar mittelst aufgestäubtem
Sande Chladinsche Figuren erzielt werden, die sofort eine andere
Anordnung annahmen, wenn vier Hände oder weom sechs Hände
zusammen arbeiteten bzw. an anderer Stelle angriffen.
Man wird mir zulstimimen, wenn ich annehme, daß es sich hier
um den akustischen Phänomenen ähnliche Erscheinungen handelt
welche durch die Pulsationen der aufgelegten Hände in den
Tischplatten erregt wnurden und daß das Rucken wohl nur von
ungeeigneten Befestigungen der Platten an ihren
Zargen usw. herrührt, welche die freie Entfaltung der Schwingungen
in den Tischplatten hindern.
Um dieser Anschauung eine wissenschaftlich einwandfreie Begründung
zu geben, wurde ein experimentum crucis angestellt.
Eine sehr präzise Krämerwage von 10 Kilogramm Tragkraft
wurde an den Rand eines hochgestellten Tisches gestellt und die
eine Wagschale entfernt. An deren Stelle wurde ein kleiner
runder Tisch, der sehr leicht auf die bekannte Art zum Rücken
zu bringen war, mittelst dreier Schnüre aufgehängt, die genau
itri Winkel von je 120 Grad an die Platte angriffen.
Die Länge der Schnüre war so getroffen, daß der Tisch bei
*) Nach meinen Erfahrungen scheint hier die bekannte Regel der
Akustik nicht zu gelten, daß bei Stäben nur die Dicke und Länge Einfluß
auf die Tonhöhe haben, dagegen die Breite derselben nicht mitspricht
.
**) Ich meine z. B. die Stimmgabel E~ ~3 oder E2~~~von 20 bzw. 40
Schwingungen die Sekunde, die als vierte, bzw. fünfte Oktave der Pulsschwingungszahl
= ca. 75 in der Minute = 1,25 in der Sekunde aufgefaßt
werden kann, wenn auch diese langsamen Schwingungen für unser
Ohr keiner musikalischen Tonempfindung mehr entspricht
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