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286 Psychische Studien. XLVtLL Jahrg. 6. rieft (Juni 1921.)
für psychische Forschung" I. Bd. S. 166 ein Fall von mir «besprochen
worden, der m. E. mit guten Gründen hier eingeschaltet werden
kann. Ich gebe hier nur taurz den Bericht der Frau L. A. wieder:
„Ehe mein Mütterchen starb, am 9. Mai 1874 (es scheint ein Irr-
tan voiznillegen; denn nach meinen wiederholten Erkundigungen
gaib die ^Schwester der Berichterstatter in das Janr 1873 an.
A- ft. W.), sah meine Schwester, jetzt Frau verwT. Postsekretär
M. in Graz, die in der Ferne weilte, ein totenbleiches Gesicht
(gleichsam phosphoreszierend) über dem Betfc\ Am Morgen erhielt
sie das Telegramm, das sie nach Prag berief/4
Aus einer anderen Mitteilung geht hervor, daß Frau verw. M.
die Erscheinung um Mitternacht beobachtet hatte, zu der Zeit, als
die Mutter starb.
Ich halbe zwar am erwähnten Orte zunächst die Möglichkeit einer
Halluzination hervorgehoben. Es kann aber dieser Standpunkt
nicht als alleingültiger angesehen werden; mögich ist immerhin,
daß die sterbende Mutter der etwa eine Woche zuvor abgereisten
Tochter im Fluidal- oder Astralkörper erschienen ist. Aber selbst
für den Fall, daß es sich um eine Halluzination gehandelt habe,
was dann ebensogut bei Prof. Dr. Falcomer möglich ist, bleibt
doch auch hier zu beachten, daß sich etwas ereignete, was als eine
Lichterscheimmg anzusprechen ist, und diese ist offenbar mit
einem Todesfalle in Verbindung zu bringen.
Natürlich will ich damit nun nicht sagen, daß die mitgeteilten
Beobachtungen Prof. Di\ Falcomers ein unumstößlicher und zwingender
Beweis für die spiritistische Theorie sein sollen; Prof-
Falcomer hat es selber ferngelegen, diese Ansicht dem Leser
aufzudrängen. Aber er hat aus den eigenartigen Umständen heraus
und aus seiner weitergehenden Erfahrung in ähnlichen Füllen
die Möglichkeit erkannt, daß es sich in diesen Voigängen
und namentlich in dien Lichterscheinungen um eine Kundgebung
des sterbenden oder soeben verstorbenen Herrn Capsoni handeln
könnte. Und nun hat er, was sonst wenige tun, alles versucht,
um diese Frage zu klären und die Möglichkeit zur Wahrscheinlichkeit
, wenn nicht zur Gewißheit erhoben zu
sehen.
Zunächst versuchte er, durch mediumistische Kundgebungen
Aufklärung ku erhalten. Er .hatte aber keinen
Erfolg.
Dieser Umstand ist beachtenswert, weil man im Falle des
Gegenteils leicht eingewendet hätte, das Medium habe nur Professor
Dr. F'alcomers heimlichen Wünschen und Erwartungen entsprechend
in unibewußter Verbindung mit ihm anscheinend zutreffende
Mitteilungen gemacht Seine geheimen Erwartungen
konnten aber das Medium nicht beeinflussen, und so ist, falls
späterhin doch zutreffende mediankne Kundgebungen in Gegenwart
Prof. Dr. Falcomers zu berichten wären, doeh dieser Umstand
zu beachten und eine entsprechende Einwirkung Prof. Fal-
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