Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 294
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0298
294 Psychische Studien. XLVIIL Jahrg. 6. Heft. (Juni 1921.)

schwörung. Man wußte, daß Madaime Cabarrus »mit Tallien in
Verhältnissen stand, und versuchte es, sie zum Beytritt an dem
Anschlag gegen Tallien zu bewegen. Doch dieser plumpe Griff
mißlang, und, da Madame Calbarrus eine so niederträchtige Zu-
muthung mit Verachtung erwiederte, so wrarf man sie ins Ge-
fängniß.

Nach einigen Tagen tritt einer von Robespierres Mordgesellen
zu ihr in den Kerker und erklärt ihr, daß sie nichts vom Blutgerüste
retten könne, als wenn «sie eine Schrift, worin sie sich
wegen der Verschwörung zu Bordeaux rechtfertigte, unterzeich-
Bete. Diese Schrift wurde ihr vorgelegt, aber das großherzige
Weib stieß dieß Werkzeug eines schändlichen Betruges mit edlem
Unwillen zurück, und versicherte dem Abgeordneten, daß sie eher
den schmerzlichsten Tod erdulden, als sich «durch eine so himmel-
schreyende Treulosigkeit an ihrem Freund und der Wahrheit herabwürdigen
wolle. — Wüthend ging der Botschafter hinweg;
Fingerzeig genug für Madame Cabarrus, daß ihre Lebensstunden
gemessen seyen. Sie wollte diese kurze Frist wenigstens zum
Wohl ihres Freundes und des Vaterlandes benutzen, und sann auf
Mittel, Tallien von ihrer'Lage Nachricht zu geben* und ihn zur
Befreyung von dem Tyrannen aufzufordern. Doch — wrie sollte
sie dazu Gelegenheit finden? Indeß der Zufall, der schon manches
unmöglich scheinende Werk begünstigt hatte, nahm sich
auch ihrer an. Des Abends nähmlich, wo man ihr erlaubt hatte,
in einem kleinen Hinterhofe umher zu gehen, fiel, als sie traurig
an einer Mauer einherwandelte, plötzlich ein Salatstrunk zu ihren
Füßen; absichtslos hebt sie ihn auf, und siehe, er zerlegt sich,
und ein Papier in demselben verspricht ihr den Beystand einer
ergebenen Person, die ihr in der Nacht Schreibrequisiten bringen
soll. Diese Verheissung erfüllt sich durch ein unibekanntes Weib,
und Madame Cabarrus schrieb nachstehende Zeilen an Tallien:

„Eben geht der Polizeymeister von mir. Er kündigte mir an,
daß ich morgen vor das Tribunal: das ist, auf die Blutbühne geführt
; werden solle. Wie wenig gleicht dieses dem Traume,
den ich diese Nacht hatte ... Robespierre war nicht
mehr, und die Gefängnisse standen offen. Vielleicht
würde ein einziger beherzter Mann hinreichen, den Traum
zu verwirklichen; allein Eure schnöde Feigheit wird Schuld seyn,
daß niemand übrig bleiben wird, dem diese Wohlthat izu Gute
kommen kann. Leben Sie wohl!"

Robespierre fiel den 9. Thermidor — es wrar die Frucht weniger
Zeilen von einer Weiberhand. — Noch ehe Tallien mit seinen
Freunden das Werk der Rettung vollbrachte, schrieb er an Madame
Cabarrus: „Haben Sie so viel Klugheit, als ich Muth haben
wrerde, und vor allen Dingen besänftigen Sie Ihre Phantasier6


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0298