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v. Rechenberg- Linten: Ablenkung der Magnetnadel durch die Hand. 295
Ablenkung der Magnetnadel durch die Hand.
(Telekinesie.)
Von Paul v. Re chenberg-Linten (Ronco s. Ascona).*)
Ich übergäbe hiermit der öffentlichkeit «ine Reihe von Versuchen
, die ich in Riga in den Jahren 1916, 1917 und 1918 angestellt
habe, um festzustellen, ob sich eine Fernwirkung des
menschlichen Körpers auf MAose Gegenstände nachweisen läßt;
speziell, ob die Ablenkung der Magnetnadel durch die Hand möglich
ist oder nicht — ohne daß Berührung dabei statt hat. Die
Resulate der Versuche sind positiv ausgefallen, und ich habe sie
im Folgenden genau meinen damaligen Notizen entsprechend
wiedergegeben.
Die Frage, ob sich die Magnetnadel auf die Entfernung — also
ohne Berührung — durch eine im menschlichen Körper vor-
bandene Kraft ablenken lasse, ist von der physiologischen Wissen- *
schafi bestritten worden. Trotzdem solches, wenn ich nicht irre,
in der „Seherin von Prevorst" von Justinus Kernen von seiner
Somnambule und auch an a. 0, berichtet worden ist, ist immer
wieder an der Möglichkeit oder Richtigkeit dieser Tatsache gezweifelt
worden. So sagte uns z. B. der var einigen Jahren in
Bern verstorbene Professor Kronecker in Anlaß seiner Vorlesungen
über Physiologie, iß denen er auch den Hypnotisonois und
verwandte Erscheinungen streifte, daß die behauptete Ablenkung
der Magnetnadel durch die menschliche Hand jedenfalls aui
Täuschung beruhe; wenn jemals so etwas beobachtet worden sei,
so habe die betreffende Person unter dem Fingernagel jedenfalls
ein Stück Eisen^verborgen gehabt! Aus den unten von mir persönlich
vorgenommenen Versuchen geht aber nun die unzweifelhafte
Ablenkung der Magnetnadel durch die Hand und ohne Be-
rühnung hervor. Die Tatsache selbst besteht also. Es fragt sich
nun, welches die Kraft ist, die diese Wirkung hervorruft. Um
festzustellen, ob nicht Elektrizität hierbei im Spiele ist, machte
ich die Versuche zum Teil so, daß ich einen am entgegengesetzten
Ende gehaltenen Glasstaib den zu bewegenden Gegenständen (ausbalancierte
, frei hängende Bleifeder, Papierbalken, Magnetnadel)
näherte. Dabei war 'bei den letzten Versuchen das rotierende
System selbst durch Porzellanschalen vom Erdboden isoliert. Die
Ablenkungen traten dennoch, wenn auch in etwas verringertem
Maße, ein; sie wurden stärker, je näher der Glasstab an dem der
Nadel zugekehrten Ende von der Hand gehalten wurde. Die
Annäherung der Hand selbst bewirkte also eine Zunahme der
*) Der sehr geehrte Herr Verfasser schreibt uus hierzu (dat. 14.1.21 u.a.*
„Ich selbst kann diese Versuche nur als Material und nicht als etwas Ab:
schließendes in dieser Frage betrachten. Die Tatsache der Ablenkung selbst
ist aber durch diese Versuche erwiesen. Sache einer weiteren Untersuchung
muß es sein, die Frage nach dem Charakter der dabei wirksamen Kraft zu
beantworten. Daß dies bei der Ablenkung der Magnetnadel nicht Elektrizität
-ein kann, glaube ich durch die Versuche mit dem Glasstabe und der Isolierung
des Svstems festgestellt zu haben. Möge die Kritik weiter klärend helfen."
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