Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 312
(PDF, 212 MB)
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312 Psychische Studien. XLVII1. Jahrg. 0. Heft. (Juni 1921.)

besteht, nicht möglich, daß Geist immer an Materie, an«Sto||
gebunden ist oder richtiger, daß er die innere Wesenheit des
Stoffes, d. i. der bewegten Kraft, ausmacht. So liegt der Gedanke,
•den Spinoza vor allem vertreten und durchgebildet hat, nahe,
daß Gott und Natur eins, daß Gott in mathematischer Entsprechung
der Kosmos von innen gesehen sei. Ein Gedanke, bestrickend
genug in seiner Einfachheit und Faßlichkeit, aber gegenüber den
Tatsachen des Lebeins wie gegenüber den Fonderungen und
Ahnungen unseres Herzen* z u einfach, z u faßlich, mit einem
Worte allzumenschlich, gleichgültig, ob ich diesen Gott, den mir
niemand verwehren könnte, in jeder Blume, jedem Unkraut, zu
verehren oder zu vernichten, bewußt, unbewußt oder überbewußt
glaube. Tatsächlich ist ein ähnlicher Pantheismus außerordentlich
verbreitet und höchst beliebt; aber sein Bedenkliches und«»
Unzulängliches liegt doch auf der Hand. Er weiß wenig von
Wesen und Bedeutung tiefster Gottverbundenheit, nichts von
Not und Wesen des Kampfes und der Entwicklung, nichts
von jener so bedeutsamen übersinnlichen Feinstofflichkeit,
und er hat nicht mehr Berechtigung, als wenn ich —
bildlich gesprochen — sägen wollte, wer meinen Atem, den
ich ausstoße, berühre, berühre mich; oder sagen, wer den Sonnenschein
beeinträchtige, der beeinträchtige die Sonne selbst, während
sie doch unberührt und unberührbar strahlt und wärmt und
segnet. So erscheint mir weitaus der Wahrheit näherkommend
und weitaus gottwürdiger als jener naive Pantheismus diese Welt-
erklänmg, daß Gott in einem viel innigeren Sinne, als dort denkbar
, Wesenheit und Geist ist, daß er, wogend und webend in unfaßlichem
, unseren Erdenaugen wohl ganz und gar unzugänglichem
Lichte alis seiner materiellen äußeren Erscheinungsform,
den geistig-schöpferischen Urquell und Kern
des Alls darstellt, aus dem dieses sich gebiert, und in
immer neuen verglühenden Lichtnebeln sich ergießt, wätaend er
selbst, schaffend und wesend in unfaßbarer Größe und Seligkeit,
in sich ruht und beharrt; daß das All, die Sterne, die ganze grob-
stoffliche und geahnte feinstoffliche Welt die Aura gleichsam ist,
die er aus sich strahlt und um sich hegt, nicht anders wie die
Sonne ihr Licht und ihre Wärme. So ist es klar, daß es Stufen
und Grade der Gottesnähe und der gottsteebenden Durehgeisti-
Igpng gibt — — ganz im Einklänge mit den Erfahrungen, die
jeder Gott Suchende, nicht sich mit eüiem farblosen Allgeist Begnügende
, machen kann und wird. Gerade darum ist ja die
Sonnenanbetung so edel und der Wahrheit so nahestehend, weil
sie in naiver Weise tatsächlich tiefsten Weltsinn vorwegnimmt:
Gott ist die Sonne dieser Welt, ist dm Herz, da,s sie auis sich
gebiert, sie nährt und trägt, ist der Urquell aller Schaffens-, Werdens
-, Lebenskräfte, die das Sein durchfluten, erwärmen, beseligen
.


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