Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 323
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Voigt: Ein seltsames Erlebnis.

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Ein seltsames Erlebnis
Von Ingenieur Karl Voigt (Eilenburg).

Eine** jener jungen Leute, die von mir Unterrieht in der Mathematik
erhalten, um sich für ihren späteren Beruf als Ingenieur
vorzubereiten, erzählte mir eines Tages die folgende, wunderbare
Geschichte:

„Ich habe einen alten; Onkel und eine alte Tante in Reichenbach
im Vogtlande, die beide von ihrem Gelde bescheiden aber gut
leben können. In der Nähe von Reichenbach liegt der Friesener
Wald, von dem in der Gegend behauptet wird, daß es in ihm
spuke. Neben dieser ihm angedichteten unangenehmen Eigenschaft
verfügt er auch ülber eine andere mehr freundliche, »und
diese liegt in dem Umstände, daß in dem Walde viele Heidelbeeren
wachsen, die von den Umwohnern fleißig gesammelt
werden. So machten sich denn auch meine Verwandten eines
Tages mit anderen alten Leuten auf, sich einige dieser Früchte
zu sammeln. Dei Weg von der Wohnung meiner Verwandten
bis zum Walde ist ziemlich weit, mein Onkel aber schon recht
bejahrt und daher empfand er, im Walde angekommen, das Bedürfnis
, sich etwas auszuruhen. Er war daher angenehm überrascht
, bald eine Bank vor sich zu sehen, auf die er zuging, um
sich ein wenig zu setzen. Wer aber beschreibt sein Erstaunen,
als er sich plötzlich an eine Stelle versetzt sah, die ihm bisher
ganz fremd war. Vor sich ein langes Gebäude und um sich ein
dichtes, im durch dringliches Gestrüpp, in dem er den Weg nicht
sah, auf dem er dahergekommen war, und das ihm auch jedes
Weggehen verhinderte. Er begann nun nach seiner Frau und
deren Begleitern zu rufen, zu schreien und zu pfeifen. Aber trotzdem
die Gesellschaft höchstens 40 bis 50 Schritte entfernt sein
konnte, bekam er weder eine Antwort, noch hörte er seine Angehörigen
selbst noch. Um das Unheimliche seiner Lage zu erhöhen
, bemerkte er nun auch noch, daß ein großer schwarzer Vogel
beständig über seinem Haupte flatterte. Von einem Gewitter,
das die Tante erlebte, hat er nichts bemerkt. Nachdem mein
Onkel in seinem Gefängnisse lange Zeit hin- und hergelaufen war,
sah er plötzlich zwei Frauen vor sich, die er vorher nicht hatte
kommen sehenv Von diesen Frauen war die eine groß und
schlank, die andere klein. An diese Frauen wandte er sich nun
mit der Bitte, ihm den Weg nach Reicbenbach zu zeigen. Hierauf
sah ihn die große Frau mit eigentümlich starren Augen an und
sagte mit einer dumpfen Stimme: „Sie sind nun schon der Zweite
innerhalb weniger Tage, dem wir den Weg nach Reichenbach
zeigen müssen! Gehen Sie diesen Pfad und Sie werden nach
Hause kommen." Die Stimme der Frau klang mürrisch und vorwurfsvoll
. Als die Frau so gesprochen hate, sah mein Onkel
plötzlich einen Weg vor sich, der durch das Dickicht führte und
den er vorher trotz seines eifrigen Suchens nicht gewahrgeworden
war. Auf diesem eilte der alte Herr dahin und traf bald meine

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