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370 Psychische Studien. LXV1IL Jatag. 7. Heft (Juli 1921.)
nahm bei der Beerdigung den kürzeren Weg, da der längere, sonst
benutzte Weg gesperrt war. Wie der Schwager versicherte, war er
zwar früher öfter schon ;n Partenkirchen, aber nicht mehr seit
1912. In diesem Jahre wurde der neue Friedhof angelegt. Er
konnte also keine Ahnung von der näheren Beschaffenheit bezw.
der Bepflanzung desselben haben und doch hatte er naturgetreu
alles gesehen. —
Der zweite Kandidat, der im Weltkrieg schwer verwundet
worden war, sagt folgendes aus:
I.
Am 26. Mai 1915, abends ca. 9K Uhr, erhielt ich über Verwundung
, Tod und Begräbnisstätte meines im Felde stehenden Bruders
Heinrich folgende telepathische Mitteilung:
Am dämmergrauen Abendhimmel zeigt sich silhouettenartig die
deutlich erkennbare Gestalt meines Bruders, fällt das Gewehr zum
Sturm, beginnt zu laufen, zuckt während des Laufens zusammen
und sinkt nach einigen weiteren Schritten wie getroffen zu Boden.
Erhebt sich, auf die Hände gestützt, wendet sich nach rechts und
links, wie nach Hilfe ausschauend. Dann zeigt sich ein Grabhügel
mit Kreuz unter einem mächtigen Baum. Hierauf zu Füßen des
Bettes der Kopf mit sanftg§schlossenen Augen und fleischfarbenleuchtend
sichtbar. Auf meinen erstickenden Anruf verschwindet
die Erscheinung.
Am 4. Juni erhielt ich die Nachricht von zuhause, daß mein
Bruder Heinrich am 26. Mai bei einem Sturmangriff am Dunajez
schwer verwundet und am 28. Mai an den Folgen seiner Verwundung
gestorben sei. x^uf meine weitere Nachfrage über die
Begräbnisstätte teilte mir der betr. Feldgeistliche in einem Briefe
vom 18. 8. 1915 mit, daß er sich entsinne, meinen Bruder mit den
hl. Sterbesakramenten versehen und ihn an einer Wal decke bei
Bojanow in Galizien zur letzten Ruhe bestattet zu haben.
IL
In der Nacht vom 11. auf 12. Oktober 1917 sah ich im Traum
einen Soldaten in unbekanntem Kampfgelände liegen, aus der
Brust blutertd. Darüber erschreckend erwachte ich. WTach sah
ich meinen Freund K. durch die englische Gefangenenbaracke (in
der ich mich als Kriegsgefangener befand)»gehen. Am 6. Nov.
erhielt ich im Lager Dorchester die Nachricht vom Heldentod
meines Freundes K., der am 11. Oktober 1917 infolge eines
Lungen Schusses erfolgt war. —
IX I»
Am 30. Mai 1919 wollten Kandidat A. und ich bei H. Prof. E.
ein Examen ablegen. Da H. Professor E. regelmäßig die vormittags
angemeldeten Examina in der zuvorkommendslen Weise
noch am gleichen Tag nachmittags 3 Uhr den Kriegsteilnehmern
abzunehmen pflegte, so rechneten auch wTir beide begründeter-
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