http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0397
Ulis: Anmerkungen zu dem „Spuk in Trianon". 375
Damit endeten die Mitteilungen der Frau Frondoni-Lacombe,
welche in ihren Einzelheiten Punkt für Punkt dieselben Feststellungen
berichteten, wie sie in den ,Materiaiisationsphänomene'
des Dr. Freiherrn von Schrenck-Notzing geschildert sind. So
bietet also auch hier das Zeugnis der Frau F.-Lacombe wieder
eine der zahlreichen Bestätigungen für die Richtigkeit der Beobachtungen
des Münchener Gelehrten.
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Anmerkungen zu dem „Spuk in Trianon".
Der Verfasser will zu der interessanten, im Januarheft 1920
mitgeteilten Geschichte sich einige Anmerkungen erlauben, welche
durchaus nicht den Anspruch auf eine befriedigende Lösung der
zahlreichen, in dem Berichte steckenden Probleme machen, sondern
lediglich einen neuen Gesichtspunkt berühren wollen, unter
dem man die seltsamen Geschehnisse möglicherweise betrachten
könnte.
Daß angesichts des mitgeteilten Beobachtungsmateriales die gewöhnliche
, subjektive Halluzinationshypothese nicht ausreicht, so
daß Prof. Hyslop Recht hat, wenn er den Prof. Schiller als Vertreter
dieser Hypothese des „oberflächlichen Urteiles" zeiht, liegt
für unvoreingenommene Beobachter auf der Hand. Aber reicht
denn die von Hyslop vertretene Hypothese der „veridiken Halluzinationen
" in allen Punkten aus? Hyslop rechnet diese „veridiken
Halluzinationen" zu den auf Telepathie beruhenden Phänomenen
und nimmt dabei eine „kausale Aktion einer geistigen
Welt auf die sensorischen Funktionen der Lebenden" an. Danach
müßten also jene seltsamen Visionen der beiden Damen bedingt
oder gar verursacht gewesen1 sein durch „Spirits" der Königin
Marie Antoinette und ihres näheren Anhanges.
Dazu scheinen nun einzelne Punkte in den Darstellungen der
beiden Beobachterinnen nicht zu stimmen. Wenn man z. B. an
die so anschaulich beschriebene Szene denkt, wo der plötzlich
erscheinende Edelmann die beiden Damen durch die heftig
hervorgestoßenen Worte: „Man darf hier nicht gehen!" am Weiterverfolgen
des eingeschlagenen Weges hindert, so muß man sich
doch fragen, welches Interesse denn der Geist der hingerichteten
Königin haben könnte, durch einen sozusagen in Form einer Halluzination
abgesandtem Hofmann nach hundert Jahren zwei anständigen
und harmlosen Damen den Weg durch den Park von
Trianon zu verbieten?
Ja, bei Lebzeiten der Königin wäre ein solches Verbot Fremden
gegenüber natürlich und sogar wahrscheinlich gewesen und vielleicht
können wir uns von diesem Gesichtspunkte aus des vor-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0397