Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 377
(PDF, 212 MB)
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litis: Anmerkuogen zu dem „Spuk in Trianon".

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Persönlichkeit an einem andern Orte und in einer andern Zeit
gegenwärtig sein können. Dieser Gedanke wird gar nicht so unannehmbar
, wenn wir mit Kant Raum und Zeit für bloße subjektive
Anschauungsformen erklären. Dann würde der Satz: Ich
bin am 10. Februar 1921 nachmittag« um 3 Uhr auf dem Alexanderplatz
in Berlin gewesen, bedeuten: Ich habe mich und andere
haben mich um die genannte Zeit auf dem Alexanderplatz angeschaut
, gesehen, gewußt und empfunden. Sollte nun diese zeitliche
und räumliche Anschauungsform nicht einmal ausnahmsweise
so dirigiert und benutzt werden können, daß ich mich in
Paris sehe und empfinde, ohne gerade mit der Bahn dahin gefahren
zu sein, d. h. genau gesprochen, ohne daß ich und andere
mich als einen auf der Bahn Fahrenden gesehen und empfunden
haben ? Das wäre freilich sehr merkwürdig, und doch würde im
Grunde bei der ganzen Übersiedlung nach Paris nur unsere An-
schauung und Empfindung der Bahnfahrt ausfallen*

Da wir indessen zugeben wollen, daß der Gedanke einer so
völligen Versetzung einer menschlichen Persönlichkeit in ein
anderes Zeit- und Raumgebiet wohl nicht so leicht Anklang finden
würde, so könnten wir uns mit einer teilweisen, — aber immer
wirklichen — Translokation der Persönlichkeit begnügen. Daß
eine solche möglich ist. wird zum Glück ja bewiesen durch das
bekannte Phänomen des Doppelgängers, an dessen tatsächlichem
Vorkommen nicht zu zweifeln isi. Zwei treffliche Beispiele dieser
Art finden sich in dem bekannten Werke Aksakows, „Animismus
und Spiritismus", Band II S. 616 ff. und S. 623 ff. Im ersteren
Falle klopft der Doppelgänger des Geistlichen Thomas Benning
au eine Haustüre, erscheint vor 17 Personen, spricht stößt bei
Berühumg seinen Begleiter zur Seite und verschwindet durch die
verschlossene Haustür, die sich ihm allein öffnet. In der zweiten
Geschichte erscheint der schlafende Schiffbrüchige Robert Bruce
in der Kapitänskajüte auf einem englischen Handelsschiff, schreibt
auf eine Tafel einen Befehl für den Steuermann und rettet dadurch
seine mit ihrem Schiff im Eise eingeschlossenen Gefährten.
Ich bin der Meinung, daß es sich in diesen Fällen um ein mehr
oder weniger völliges Heraustreten des Ich aus dem sinnlichen
Körper unter Mitziehung eines Teiles der körperlichen1 Materie
handelt und daß es sich im Fall der beiden Damen in Trianon
um ein identisches Phänomen handelt. Unter dieser Voraussetzung
wird dann auf eine zwanglose Weise begreiflich, wie jener
Edelmann die beiden Damen so anfahren konnte. Er hat sie eben
wirklich gesehen, für unberufene Eindringlinge gehalten und
demgemäß behandelt.

Der Einwand, daß der Doppelgänger einer lebenden Persönlichkeit
doch nicht wohl um 100 Jahre zurückversetzt werden könne,
erledigt sich meines Erachtens befriedigend durch die mit diesen
mystischen Phänomenen Hand in Hand gehende Zeitfreiheit. Danach
würden also die beiden somnambul veranlagten Damen,
deren Sensitivität durch die geschichtlich denkwürdige Umgebung,


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