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390 Psyifecfoe gHnidieai. LXVIII. Jahrg. 7. Heft (Juä 1921.)
lieh nachzuprüfen, ob eine Mitteilung aus dem sog. Jenseits vorliegt
oder nicht eine Äußerung des medialen Bewußtseins oder
Unterbewußtseins. Aber was dieser Kundgebung, die ich im
Auge habe, ihren besonderen Stempel aufdrückt, ist ihr beträchtlicher
Gehalt, der sie turmhoch erhebt über alles andere
der Art, das mir zu Gesicht kam und der in mir das feste, ja
ich möchte fast sagen, untrügliche Gefühl, die persönliche Überzeugung
, auslöste, daß sich hier wirklich eine hohe und seltene
geistige Kraft mit erdüberlegener Erfahrung, Einsicht, Weisheit
und Liebe äußere. Ich spreche von den „Kundgebungen des
Geistes Emanuel", die der verstorbene Bernhard Forsboom,
meines Wissens ein Freund Carl du Preis, erhalten, zum großen
Teile auch in scharfer und kluger Fragestellung veranlaßt hat.
In diesen Mitteilungen nun, die eben von einer Frau v. Massow,
geb. Gräfin Pfeil, nachdem sie längere Zeit vergriffen waren,
neu herausgegeben sind,*) stieß ich auf Gedanken über das
Wesen und den Urgrund der Welt, der Materie, des Geistes
und nicht zuletzt Gottes, die Ausführungen, die ich auf Grund
eigenen Erkennens, Schauens und Denkens wiederholt in dieser
Zeitschrift machte, so nahe stehen, daß sie mir wie eine beglückende
Bestätigung waren. Zwar nicht alles, was „Emanuel*
mitteilt, scheint mir zweifelsfrei. So gibt er eine nicht unbedingt
einleuchtende Darstellung vom Abfall der ursprünglich
von Gott rein geschaffenen Geister und der durch diesen Abfall
bedingten Entstehung der Materie. Ich kann hier in der
Kürze nicht näher auseinandersetzen, was dagegen einzuwenden
ist und habe zudem meine andersgerichteten Gedanken in einem
Aufsatze „Vom letzten Geheimnis44 (Psychische Studien, Heft 7
1921) dargelegt. Auch beurteilt meines Erachtens „Emanuel4*
das Verhältnis von Körper und Seele nicht ganz richtig und
vermag den scharfen und eingehenden Fragen und Bedenken
Forsbooms nicht voll gerecht zu werden. Aber das sind nur
Einzelheiten, und daneben finden sich Anschauungen und Darlegungen
von solcher Überlegenheit, Klarheit, Wärme und
Reinheit, daß sie fesseln und beglücken und nicht selten restlos
überzeugen. Jedenfalls hat niemand das Recht, alle medialen
oder jenseitigen Kundgebungen als „Geschwätz" zu bezeichnen
und abzutun, der sich nicht mit diesen Mitteilungen und dem
ihnen zugrunde liegenden Erfahrungs- und Anschauungsgebiet
eingehend auseinandergesetzt hat. Alle Belehrung, Förderung
und Erhebung Suchenden aber möchte ich eindringlich auf sie
hinweisen; sie stellen nicht ganz kleine Anforderungen an den
Geist, der Fragende wie der Antwortende bewegen sich in beträchtlicher
Höhe, setzen mancherlei voraus und formen ihre
Worte meist gut und scharf. Aber der Erfolg lohnt die Mühe
und das innere Ergebnis des Studiums ist weit, sehr weit ent_
*) Mühlthalers Kommissionsverlag, München.
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