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404 Psychische Studien» XLVIIL Jahrg. 8. Heft. (August 1921.)
der zum (Hauben zu verhelfen, dem menschlichen Bewußtsein
Stimmen von jenseits des Schleiers zu bringen, der in unserer
Zeit dünner geworden ist; jenen den Himmel zu öffnen, welche
durch das Irdische nicht befriedigt sind und das Totenbett mit
dem goldnen Glanz der sicheren Hoffnung auf ein ewiges Leben
zu umgeben/4
Hyslops Schriften sind nicht leicht zu lesen. Die Sorge, nicht
richtig verstanden zu werden, verleiteten ihn m steten Wiederholungen
, und so wurde seine Diktion schleppend. Allein die
Gedanken waren tief -und geistreich und die Beweisführung bestrickend
. Den Schwerpunkt der Forschung legte Hyslop auf die
Frage nach der Fortdauer, der „Kontinuität" des Bewußtseins.
Der Forscher weist darauf hin, daß wohl im Mittelalter die Frage
nach dem Zustand und Leben im Jenseits in erster Linie stand,
weil die herrschenden Theorien eine scharfe Trennung zwischen
Himmel und Hölle machten. Allein dies hat sich geändert Himmel
und Hölle des Mittelalters sind überwundene Dinge.
Hyslop ist der Ansicht, daß es kein Unrecht sei, auf ein Fortleben
zu hoffen, so lange nicht positiv bewiesen ist, daß dies
Fortleben unmöglich ist. Der Instinkt der Selbsterhaltung ist
nichts anderes, als der Wunsch nach Verlängerung des Bewußtseins
. Herbert Spencer sagt, „daß wir wünschen, das Bewußtsein
fortzusetzen, so lange wir können". Freilich Wüijsche sind
keine Argumente.--
Noch ir. jüngster Zeit hat Prof. Hyslop seinen Anschauungen
Ausdruck gegeben in sehr interessanten Ausführungen über die
Natur des Löbens nach dem Tode. Veranlassung war das berühmte
Buch Sir Olivers Lodges, des bekannten Verteidigers der
spiritistischen Hypothese: /„Raymond oder das Leben
nach dem Tod e".*)
Man kann die Grenze unseres Wissens in dieser bedeutungsvollen
Frage kaum besser bezeichnen, als «dies Hyslop getan hat.
Das Buch Lodges, sagt Prof. Hyslop, kann nicht als rein wissenschaftliche
Arbeit betrachtet werden, da es hauptsächlich den
Zweck verfolgt, allen, die in dem Weltkrieg schwere Verluste erlitten
haben, Trost zu bringen. Leider hat das Buch Mitteilungen
aufgenommen, welche wohl geeignet sind, das Leben nach dem
Tode in den Augen Unwissender lächerlich erscheinen zu lassen.
, Behauptungen wie 7. B., daß der Großvater in einem steinernen
Hause wohnt, oder die Geschichte des Zigaretten-Rauchens in
der Geisterwelt sind allerdings geeignet, den Spott des Laien
herauszufordern. Und doch, sagt Prof. Hyslop, sind gerade diese
Behauptungen wichtiger zuim Verständnis des ganzen Problems
der Kommunikationen, als das ganze übrige Beweisimaterial des
Buches und sogar wichtiger als alles, was die englische Gesellschaft
f. ps. F. bis jetzt veröffentlicht hat Die Gesellschaft hat
n bielie ivmi. Muüien y.k
**) Journal der Amerik. Gesellschaft f. p.-vch. F. 1017. \ ol. 1917, ISr. 6.
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