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P«eter: Prof. Hyslops Ansichten und Theorien, 411
Schluß bemerkungen.
In einer Übersicht über die letzten zehn Jahre p.sychischer
Forschung weist Piof. Hyslop darauf hin, daß u. a. der sog.
pictographische Prozeß als neues Moment entdeckt
wurde. Es geschah durch das vorzügliche Medium Mrs. C h e n o -
w e t h, daß Hyslop auf den Vorgang aufmerksam wurde. In der
berühmten Experimerttalforschung mit dem Medium Mrs. Piper
trat die Pictographie nicht in Erscheinung. Der Grund lag wohl
darin, daß damals diese Theorie noch nicht aufgestellt worden
war und daß die Experimentierenden der Anschauung waren, daß
der Geist der Mrs. Piper die Wirklichkeit dessen, was sie beschrieb
, sah. Erst als man erkannte, daß diese Wirklichkeit nur
scheinbar war, fand man auch den Schlüssel zu den Vorgängen
.
In der sog. pictographischen KommunikaHon, d. h. in den Mitteilungen
, welche eine fremde Intelligenz mit Hilfe von Mental-
bildern machte, ergaben sich für Hyslop die wichtigen Tat-
Sachen: 1. daß das Medium in Beziehungen tritt zu einem „S p e c -
t a t o r" der geistigen Welt; 2. daß der Gegenstand der Perzeption
ein Phantasma ist, d. h. die Sache, die beschrieben wird, ist in
Wirklichkeit, nicht was sie scheint, sondern ein Produkt der Gedanken
des Agenden, welche in dem Öeiste des Mediums ein
Phantasma oder eine Halluzination erzeugen; 3. daß das Medium
die Auslegung (die „Interpretation") dieser Phantasmen übernimmt
. Es ist klar, daß hierdurch der Prozeß außerordentlich
kompliziert wird. Vor der Entdeckung dieser Tatsachen war es
nicht klar, daß die gesehenen und gehörten Dinge nur Mentalbilder
oder Halluzinationen waren und die Spiritister und Theo-
sophen haben stets angenommen, daß die Gegenstände der Perzeption
die Wirklichkeit selbst waren und daß die geistige Welt
eine „quasi-materielle" sei. Mit dieser Annahme waren besonders
die Kleider der „Geister" immer ein Stein des Anstoßes. Erst in
in den Experimenten mit Mrs Chenoweth" erklärte die Kontrolle
gelegentlich direkt, daß sie sich bei ihren Mitteilungen auf Bilder
(„pictures") stütze. Der bekannte englische Forscher Myers
und seine Kollesen waren in ihren Theorien der neuen Ent-
deckung Hyslops schon nahe gekommen, als sie in ihrem berühmten
Buche „Phantasms of the Living" die Hypothese aufstellten
, daß die Erscheinungen telepathisch übertragene Halluzinationen
seien. Prof. Hyslop verdankt der „Doppel-Kontrolle*'
des Mediums Chenoweth die Erkenntnis, daß die beschriebenen
Dinge nicht existierten, sondern nur Erinnerungen des Kommunikators
waren, die dem Unbewußten des Mediums als Wirklichkeit
erschienen. Damit wrar vieles, was zuerst paradox erschienen
wrar, erklärlich.
Um den verwickelten Prozeß besser zu verstehen, muß die
Rolle untersucht werden, welche das Unterbewußtsein des Mediums
darin spielt. Ohne weiteres ist klar, daß das Unterbewußt-
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