http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0434
r
412 Psychische Studien, XLVIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1921.)
sein die Botschaften färbt. Nun hat es aber den Anschein, daß
noch andere Vermittler als das Unterbewußtsein des Mediums
i ei dem Vorgang beteiligt sind, nämlich die sogenannten „Kon-
trollen**. Stil und Sprache sind nicht immer die des Mediums.
Auf Grund seiner Erfahrungen glaubt Prof. Hyslop, daß die
„Kontrollen" immer anwesend sind, wenn dies auch dem oberflächlichen
Experimentator nicht klar wird. Besonders in den
Sitzungen mit Mrs. Piper zeigt das dramatische Spiel der auftretende
^ Persönlichkeiten, daß stets die Kontrolle anwesend ist,
welche auf die Übermittlung der Botschaft einen leitenden Einfluß
ausübt. Dieses Eingreifen vermittelnder Intelligenzen ist
auch der Grund, wenn in der Botschaft Worte und Phrasen erscheinen
, welche für den erwarteten Kommunikator nicht charakteristisch
sind und Mißverständnisse auftreten. Die meisten,
welche Sitzungen halten, glauben, daß sie mit dem Kommunikator
direkt verkehren, allein diese Ansicht ist ein Irrtum. „Der Prozeß
", sagt Hyslop, „ist nicht so einfach. Ein vsorgfältiges Studium
der Phänomene, speziell in den Experimenten mit Mrs. Cheno-
weth, läßt die Tatsache erkennen, daß außer dem Kommunikator
mehr als eine Persönlichkeit bei den Botschaften beteiligt ist. Es
kann ein halbes Dutzend sedn. Aber selbst, wenn es nur eine
ist, ist schon einleuchtend, daß Mißverständnisse eintreten
können/4 Di#es wird besonders der Fall sein, wTenn die Kontrolle
in die Vermittlung auch die Interpretation der Gedanken des
Kommunikators verflechten soll. In dem pictographischen Prozeß
wird dies klar. Die Kontrolle empfängt Mentalbilder von dem
Kommunikator und hat dieselben als Symbole zu geben. Unter
diesem Gesichtspunkt ist wohl einzusehen, warum die Botschaften
nicht besser die charakteristischen Eigenschaften der Person des
Kommunikators zeigen.
Nicht bei allein Medien tritt die Methode der pictographischen
Übermittlung so deutlich hervor, wie z. B. bei Mrs. Chemrweth.
Eingehend beweist dies Prof. Hyslop im Falle des Mediums Mrs.
Piper. Diese war mehr hellhörend als hellsehend, un4 infolgedessen
war der pictographische Prozeß sozusagen mehr von
dem Gehör ausgeübt als sehend. Die Dinge werden hier nicht
als gesehen, sondern als gehört beschrieben. Im Falle Piper
ist nicht ein Beispiel zu finden, in welchem*visuale Begriffe und
Analogien*, von den Kontrollen und dem Kommunikator angewendet
werden, und im Falle Chenoweth fehlen alle auditorische
Analogien.
Durch diesen Umstand erklärten sich die Unterschiede in der
Mediumschaft beider. Der Automatismus des Mediums Piper
ist hörend und nicht sehend. Wahrscheinlich erklärt dies auch
die Echolalie bei Mrs. Piper und den visualen Charakter bei
Mrs. Chenoweth, sowie den Manigjel der Echolalie bei diesem
Medium. Erst später, als letzteres Medium hellhörend wurde,
stellten sich Fälle der Echolalie ein. Trotz dieser Verschieden-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0434