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Wittmann: Eine Nach Weisung des organischen Vorbilds der Telefunken ? 413
heit ist aber der Prozeß der Kommunikation im allgemeinen derselbe
, wenn dies auch auf den ersten Blick nieM so erscheint. Es
sind im Falle der Piper kinästhetische „Bilder", die empfangen
werden. Man muß sich erinnern, daß zwei Wege gegeben sind: der
sensorische und der motorische, und dann wird man verstehen,
daß der auditorische Prozeß im allgemeinen mit dem visualen
identisch ist, wenn auch der Ausdruck „Pictographie" nicht darauf
hinweist.
All dies aber zeigt, wie ungeheuer kompliziert der Vorgang der
Kommunikation mit den Bewohnern der „anderen Welt" ist.
Eine Nachweisung des organischen Vorbilds der Telefunken?
Von Rektor H. Wittmann, Aschersleben.
Folgende Kriegserfahrung liegt vor: am 27. VII. 1917 geriet mein
Sohn Eudolf an der Yser in englische Gefangensehaft; seine Freilassung
erfolgte gegen Ende 1919. Während dieser 27 Monate wurde
unser Briefwechsel behufs rascherer Beförderung über eine befreundete
Familie in der Schweiz geleitet, und da ergab sich die zunächst
wunderbare Tatsache, dass jeder Brief unseres Sohnes vorher dadurch
angekündigt wurde, dass meine Frau von ihrer verstorbenen Mutter
träumte. Diese Träume waren bis auf den letzten, von dem noch
besonders gehandelt werden wird, ohne einen bemerkenswerten Inhalt.
Das Traumbewusstsein nahm selbstverständlich keinen Anstoss daran,
dass -die vor 18 Jahren Verstorbene unser erst vor 16 Jahren erbautes
Haus gar nicht gekannt oder betreten haben konnte: sie bewegte sich
ohne besonders hervorstechende Äusserungen im Familienkreise; ihr
blosses Vorhandensein im Traum genügte als ausnahmslos zutreffende
Voraussage eines Briefs* Eine Beeinflussung des Traumlebens durch
die bewussten psychischen Vorgänge war aus zwei Gründen ausgeschlossen
:
1. vermochten, wie weiter unten ausgeführt werden wird, selbst
wiederholt hervorgetretene Zustände seelischer Hochspannung den
Traum nicht von sich aus auszulösen; die Träumerin war lediglich
passiv, musste also gleich den Briefen selbst auch die Ankündigung
durch den Traum erst abwarten; und
2. bildete auch die Unregelmässigkeit der Laufzeit der Briefe ein
erhebliches Hindernis: trotz sofortiger Weitersendung seitens unserer
Schweizer Adresse liefen die Briefe unseres Sohnes sehr unregelmässig
ein; die Laufzeit schwankte zwischen 10 und 66 Tagen, so dass
lediglich eine genaue Postbuchführung über Ein- und Ausgang sowie
eine Sammlung der Schreibmaschinendurchschläge der von uns abgesandten
Briefe die Möglichkeit boten, die Zusammenhänge einiger-
massen aufrecht zu erhalten.
So stand die bezeichnete Ankündigung durch den Traum dem
Tagesbewusstsein vollkommen isoliert gegenüber. Am schärfsten trat
dies hervor gegen den Schluss der Gefangenschaft hin, Donnerstag,
den 23. Oktober 1919 kam nach der üblichen Traumankündigung ein
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