Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 414
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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414 Psychische Studien. XL VIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1921.)

Brief von nur lOtägiger Laufzeit mit der niederschmetternden Meldung
: „Schickt mir warme Winterhand schuhe; wir haben hier den
ersten Schnee; an einen Abtransport ist in absehbarer Zeit nicht zu
denkenUnsere Erregung wurde durch den Umstand gesteigert
dass anscheinend authentische Meldungen aus englischen Gefangenenlagern
schon den Anfang August als den Beginn des Abtransports bezeichnet
hatten: also ein erneuter Rückschlag nach vierteljähriger
Spannung. Da kündigte schon nach zwei Tagen ein besonders lebhafter
Traum eine neue Sendung unseres Sohnes an: Vater und Mutter
(beide schon seit 18 Jahren nicht mehr unter den Lebenden) standen
in unserem Wohnzimmer um das am Boden liegende Gepäck unsere»
Sohnes. Hier sein Offizierskoffer, da noch ein prall gefüllter Sack.
Dazu die Worte der Mutter: „Aber Kind, da sind doch schon seine
Sachen; da siehst du doch nun, dass er kommen muss!u —

Indem wir uns am frühen Morgen der Traumnacht noch nach
unserm Postbuch klar machten, dass es völlig ausgeschlossen sei,
jetzt, nach nur 2 Tagen schon wieder eine briefliche Mitteilung zu
erhalten, rief uns die Glocke an die Haustüre: ein Funkentelegramm
Rudolfs: vSoeben Hull gesund an Bord."

Bevor ich den Versuch einer natürlichen Erklärung dieser Traumvorgänge
wage, weise ich nochmals darauf hin, dass eine Anregung
der Träume von Seiten des Tagesbewusstseins — der Wunsch als
Vater des Gedankens, bezw. des Traums — völlig ausgeschlossen
war: in den Zeiten, in denen wir unsern Jungen an der Grippe
schwer erkrankt wussten, in denen die Zeitungen Hunderte von
Todesopfern der furchtbaren Seuche gerade aus den Offizierslagern
meldeten, in denen wir, sozusagen nur von einer Postausgabe zur
andern lebend, in wochenlanger Sehnsucht nach einer beruhigenden
Meldung uns verzehrten, vermochte dieser brennende Wunsch den
Traum auch nicht ein einziges Mal hervorzuzaubern; kam er aber
schliesslich, dann lag der Brief um 10 Uhr mit absoluter Sicherheit
auf dem Tisch. Diese Traumpraxis und die damit verbundene Sicherheit
des Eintreffens war uns allen derartig in Fleisch und Blut übergegangen
, dass eine eigentliche Frage: ,JIast du von ihr geträumt?"
schliesslich gar nicht mehr gestellt wurde, namentlich dann nicht,
wenn — wie in dem Grippefall — das „Neinu auch bei ihr peinvolle
Empfindungen auslösen musste. Ein Blick in ihr Gesicht beim
Gutenmorgengruss und wir wussten, ob wir entweder nichts erwarten
durften, oder ob ich in der 10-Uhr-Pause einen Boten zur Abholung
der Post nach Hause schicken konnte. Einen vergeblichen Weg hat
dieser dann aber nie gemacht, und der Bericht, in welchem Zusammenhang
die Verstorbene im Traum erschienen, ergab sich hinterher
ganz von selbst.

Zur Annahme einer rein telepathischen Wirkung kann ich mich
nur schwer entschließsen, da die Nervenschwingungen der Verab-
fassung des Briefs von denen des Empfangs im Durchschnitt zu weit
auseinander lagen und durch dazwischen liegende Geisteszustände zu
vielfach zerpflückt wurden. Zieht man gleichwohl einen längeren


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