Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 431
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kern: Zur Frage der Unsterblichkeit. 431

gehalt der Seele enthalten sein. Sollten aber wirklich die beiden
Pole „göttliches Genie und Verbrechertypus", diese moralischen
Werte von „gut und böse", in jeder Individual-Seele gleichmäßig
verteilt oder vertreten sein? Ich glaube kaum, daß eine solche
Behauptung aufrecht erhalten werden kann. Vielmehr müssen
wir uns folgende Fragen vorlegen: Wie war der Grundton oder
Urgehalt der Individ/ual-Seele? Ist dieser Urgehalt der gleiche
geblieben bis heutzutage bzw. waren die absoluten moralischen
Werte von „gut und böse" im Urgehalt der todividual-Seele enthalten
? Vermag die Individual-Seele sich inhaltlich zu ändern
bzw. seelisches Kapital aufzunehmen oder nicht?

Als sich die Weltseele in den organischen Individual-Seelen
materialisierte, lag in letzteren der Keim des absolut moralisch
„Guten". Nehmen wir die Weltseele als allmächtig, allweise und
allwissend an, so mußte dieser Einschlag — wie wir noch heute
beobachten — in den Seelen der organischen Formen, auftretend
als Unbewußtes, zielsicher und nie irrend sein. Erst bei fortschreitender
Entwicklung des menschliehen Hirnbewußtseins verlor
dieses Unbewußte allmählich die führende Rolle. Solange
die Seele sich das „Gehirn/* noch nicht erschaffen hatte, war das
„Moralisch-Gute' im Urgehalt der Individual-Seele allein vorhanden
.

Dieses „Gute" umfaßte sämtliche Lebensbedingungen zum
Kampfe ums Dasein in fortschreitender Zielstrebigkeit. Vom
heutigen menschlichen Standpunkt aus betrachtet, war dieser Entwicklungsprozeß
an und für sich „amoralisch", also „böse". Un*
ausbieiblich mußte ein gesunder Egoismus als Erhaltimgstrieb bestehen
bleiben. Aber dieser Prozeß war notwendig und trotz
Unerbittlichkeit für die Vervollkommnung ein moralisch „guter".
Es schien nur so, als ob er „böse" wäre. Nach Vervollkommnung
des Rückenmarkes, das durch schöpferische Entwicklung sei'aen
Abschluß im Gehirn und im Auftauchen von Verstand und Vernunft
fand, kam das „vorurteilsfreie Wahlvermögen", zwischen
„gut und böse" zu unterscheiden, zustande. Bis dahin gab es kein
absolut „Böses". In die als materialisierte Ideen erschaffenen
Organismen waren in den Individual-Seelen die Keime seelischer
Instinkte und Willenstriebe gelegt, ohne welche die Organismen
sich nicht weiterentwickeln konnten.. (Lebensprinzip und Zeugungstrieb
.) Gleichfalls waren durch den schöpferischen Konden-
sierungsprozeß der WTeltseele in diesen beseelten Stoffkörpem die
Keime moralischer Werte für die Endgebilde gelegt. Die in den
menschlichen Endsprossen auftretenden Affekte wie Ärger, Zorn,
Rachsucht, Haß, Neid, Schmerz, Trauer und Freude waren hingegen
keine latenten Bestandteile des Urgehalts der Individual-
Seele, vielmehr gab letztere dem Individuum die Möglichkeit, bei
fortschreitender Entwickelung sich seelisch stärker auszuwirken
und die Affekte heranzuzüchten. Das verfeinerte Nervenbündel


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