Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 432
(PDF, 212 MB)
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432 Psychische Studien. XLV1I1. Jahrg. 8. Heft. (August 192U

„Mensch" reagierte infolge seiner verfeinerten Gehirnwerkzeuge
auf die den Menschen umgebenden Einflüsse viel stärker. Diese
lösten in den langen Entwicklungsperioden in fortdauernd sich
steigernder Weise neue seelische Eigenschaften aus. Bei den
Tieren sind ja seelische Impulse und Affekte ebenso vertreten
wie bei den Menschen. Was aber bei den Tieren als absolut
moralisch „gut" gilt, konnte beim Menschen infolge der bei fortschreitender
Zivilisation gezüchteten Vorurteile (verdorbenes
Wahlvermögen) in Staat und Gesellschaft nicht der Fall sein.

Die absoluten Werte „sait und böse" wurden durch den mensch-
liehen Verstand umgewertet und verfälscht. „Gut und böse"
hatten nur noch relativen Wert. Der Verstand maßt sich die
alleinige Führung an, während die wrarnende Seele in der Tiefe
des Unterbewußtsein? meistens imberüeksichtigt bleibt. Diese
Testamente des Einschlags der Weltseele regen sich in ums als
unbewußtes, nie irrendes Vorstelmngs- und Willensvermögen.
Nicht der durch Generationen hindurch infolge äußerer Ein^
Wirkungen verdorbene seelische Zuschuß soll uns als Richtschnur
im Leben dienen, sondern der wahre Seelengehalt des Stammkapitals
muß von uns instinktmäßig herausgefühlt werden. Mit
fortschreitender Entwicklung des Intellekts lag die Gefahr nahe,
daß die Seele, dm eh die äußeren Einflüsse allmählich pervertiert,
das absolut „Böse" aufnahm. Verstand-Vernunft waren eine gefährliche
Beigabe für das Individuum. Der Verstand konnte Regulator
, aber auch Verderber sein.

Tn der Kontinuität der Seele in den Generationsreiheu wurde
das „Ich" ein Produkt der Erziehung und des Umganges in seiner
Umgebungswelt. Daß damit nur die bewußte äußere Persönlichkeit
berührt werden sollte, hingegen die des Unterbewußten nicht,
kann wohl nicht angenommen werden. Wohl bleibt der Urgehalt
der IndividuaJ-Seele als Stammkapital stets der gleiche. Doch
neue, in die Tiefe des Unbewußten hineingedrungenie seelische
Eigenschaften \s erden dem Urgehalt als Zinsen hinzugeschlagen.

Mögen diese erworbenen seelischen Eigenschaften noch so sehr
den göttlichen Grundton der Individual-Seele verdunkeln, der
vorhandene Einschlag der Weltseele bleibt als Steuermann unr
verändert bestehen. Allein das durch die Entwicklungsperioden
der Menschheit seelisch „Neuerworbene" macht das aus, was wir
als unser eigenes „Ich", zum Unterschied der anderen Mitmenschen
, bezeichnen. Dieses Plus erworbener Eigenschaften ist
als Individuell-Seelisches von größter Bedeutung. Der heutige
Mensch muß trotz vorurteilsunfreien Hirn-Verstandes in der Lage
sein, herauszufühlen, was er als absolut „Gutes" im Daseinsleben
zum Ausdruck und zur Verwendung bringen soll, das heißt „das
Göttliche" aus dem Urquell der Weltseele. Der innerlich vollkommene
Mensch ist an keine Gesetze gebunden, denn die moralischen
Werte liegen in seiner eigenen Brust.


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