Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 449
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Colsman: Jusuö

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freilich nicht darüber das Beste und Heiligste vergessen: Die göttlich
erfüllte, dio keusche, die klingende Seele!

Auch andere Vorstellungen Jesu erscheinen uns nicht mehr als
ganz richtig, so wenn er wieder und wieder spricht von dem
„ewigen" Feuer, von dem Ort der Qual, „wo ihr Wurm nicht
stirbt und ihr Feuer nicht erlischt". — Es scheint Mode zu sein
in manchen und insbesondere in spiritualistischen Kreisen, die
Kirche für solchen, unserem Geiühle unerträglichen, Höllenglauben
verantwortlich zu machen und zu sagen, Jesus habe ihn
nicht geteilt. Mir scheint, durchaus mit Unrecht, es sei denn, daß
Jesu Worte grundfalsch überliefert sind, was doch kaum, anzunehmen
ist. Nein, auch hier hat Jesus, offenbar erfüllt von den
Vorstellungen seiner Zeit, gesprochen, sein Göll war noch der
Judeugott, der wohl das Heil des Sünders will, aber auch furchtbar
, unerträglich furchtbar mit ewiger Qual zu strafen und vergelten
weiß, während wir keinen Zweifel haben, daß jede
Menschenseele, wenn sie nicht, wie vielleicht möglich unter gewissen
Umständen, zurücksinkt ins Unbewußte, den Weg des
Heils und der Vollendung gehen wird, ob sie nach unverbrüchlichen
Gesetzen auch noch so langer und bitterer Sühne bedarf,
Liebe zu erreichen und in sieh Zill verwirklichen, der ihr den
und Liebe zu erreichen und in sich zu verwirklichen, der ihr den
Weg zu Gott eröffnet. Und erst mit solcher, über Jesus überlieferte
Lehre hinausgehender Erkenntnis glauben wir der Heiligkeit
, Größe und Liebe Gottes ganz gerecht zu werden.

So müssen wir denn freilich mit ernstester Prüfung herangehen
an vieles, was Jesus nach der Überlieferung lehrte. Aber was tut
es, wenn wir uns darin ihm — bewußt oder unbewußt — Brüder
werden und Jünger, daß wir, wurzelnd in heiligen Tiefeli,
lauter sind, wie Jesus lauter war und Liebende werden, strebende,
selige Kinder des Lichts; daß wir dem Himmelreiche leben, de>m
Himmelreiche in uns und. vor uns. Täuscht mein ganzes inneres
Fühlen und Glauben mich nicht so will auch Jesus heute, zumal
wenn er, wie viele Theosophen und Spiritualisten behaupten, auch
jetzt noch von Gott insbesondere mit der Sorge für diese kleine
Erde und ihre Bewohnerschai't, sei sie noch im Fleische oder schon
in lichtere Sphären eingegangen, betraut ist, nicht? als dieses; er
will keine katholische, will keine protestantische Kirche, hält nicht
vir! von der gar so unzulänglichen Überlieferung seines Lebens
und Leidens), sieht auch selbst wohl manches in ganz anderem
Lichte, als er es vor zweitausend Jahren und zumal im Zustande
seiner irdisch-jüdischen Verkörperung sah, und will nur eine
Gotteskirche der Lauterkeit, der innigen Anbetung, der opferfreudigen
Liebe, der klingenden Seelenschönheit und -freude.

Es ist mir Bedürfnis und es sei mir gestattet, hier noch ein Wort
über mein Verhältnis zur Bibel zu sagen. Ich kann es nicht
leugnen: ich mag sie nicht lesen. Nur vereinzelte Stellen spiegeln

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