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nicht einsehen können, w i e sie stattfindet. Ob sie auch außerhalb
der Grenzen, innerhalb derer sie uns bekannt ist, geschieht,
kann nicht von vornherein verneiht werden. Denn prinzipiell
ist zwischen der Möglichkeit, die eigene Hand zu bewegen, und
der Fähigkeit jeden anderen Gegenstand aus der Ferne in Bewegung
zu setzen, kein Unterschied, da zwischen allen Punkten
dies Weltalls vermittelnde Kräfte vorhanden sind. Das Rätsel bleibt
iminef nur dies, wie überhaupt die Einwirkung von Geistigem auf
Körperliches möglich ist. Und weiter: ebenso wie gesprochene
oder geschriebene Worte materielle Gebilde sind, so müssen auch
die Gedanken irgendwie materiellen Charakter tragen, „denn
auch subjektive Vorstellungen sind Erscheinungen eines vorher
Nichtvorhandenen in der Welt der Anschaulichkeit, also echte
Materialisationen". (Reisetagebuch S. 131.) Freilich ist „materiell
" hier nicht gleichbedeutend mit „faßbar durch die Mittel
der bisherigen Physik" (a. a. 0.). Sobald wir nämlich von der
Gewißheit durchdrungen sind, daß die Welt unsere Vorstellung
ist, d. h. daß wir nur das von der Welt auffassen können, wozu
wir fähig sind, so müssen wir ebenso davon überzeugt sein, daß
wir vermutlieh mehr und anderes von der Welt als solcher erfahren
würden, wenn wir andere Organe hätten. Wie die niederen
Tiere eine andere Welt als Vorstellung haben, so besitzt der
Mensch mit höheren Auffasungswerkzeugen zweifellos eine vollkommenere
Weltansicht als der Normalmensch. Es ist also eine
neue, vervollkommnete Physik möglich, und 'der Okkultismus
sucht das, was logisch-erkenntnistheöretisch gefolgert werden
muß, als tatsächlich nachzuweisen. Und in der Tat mag es bereits
gelungen sein, im Bereiche des Seelischen ungeahntes Neuland
zu erschließen. Bisher unbekannte geistige Wirklichkeiten
sind als an sich seiend, als nicht bloße subjektive Erscheinungen,
nachgewiesen worden. So gewährt der Okkultismus mit neuen
Mitteln eine erweiterte „Außenarusicht des Geistigen" (Philosophie
als Kunst S. 240). Allerdings ist das nur eine neue
Außenansicht des Geistes, keine Deutung seines inneren
Sinnes, keine Vertiefung, sondern nur eine Erweiterung. Doch
davon später.
Die Theosophie hat nun, uan ihre Anhänger zur Erkenntnis der
okkulten Tatsachen fähig zu machen, eine Methode zur Anwendung
gebracht, mittels welcher jeder Schüler seine Kräfte steigern
, sich neue Wahrnehmungsorgane schaffen kann. Die Grundlage
dieser Methode ist die Praxis der indischen Yoga. Auf
dreierlei kommt es dabei an: 1. auf .,A us b i 1 du ng d e s Konzentrationsvermögens
", X auf „Stillung der psychischen
Selbsttätigkeit" und 3. auf „Vitalisie-
rung erwünschter Vorstellungsabläufe" (Reisetagebuch
S. 137 f.). Hiervon sind die Punkte 1 und 2 uralte Einsichten
und hängen eng zusammen. Konzentration auf das, was*
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