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endunig stellt sich schließlieh auch biologischer Fortschritt ein.
Also (durch die Spiritualisierung erreicht man von selbst das mit,
was der Okkultismus allein unter Außeraehtlassen des Voll-
endungsstrebems bezweckt. Der „Weise" — so muß der Vollendete
genannt werden — ist auch der fortgeschrittenste Mensch.
Was ergibt sich aus diesen Erörterungen für den Okkultismus ?
Vor allem wohl dies, daß er Wissenschaft ist und sein kann, daß
er aber zweierlei nicht sein kann (was besonders die Theosophie
will), nämlich Religion und Ethik. Das Religiöse liegt a»uf einer
ganz anderen Ebene als die Wissenschaft, und Ethik wieder auf
einer anderen. Und wenn, wie ich meine, Keyserlings Wedsen-
tum beides umfaßt: Religion und Moral, so ist sicher, daß der
Okkultismus echte Wissenschaft ist. Darüber soll der Okkultismus
sich klar sein, dann wird er viel erreichen.
Eine andere Frage ist allerdings, ob Keyserlings Religion der
Selbstvollendung, mit der in der Tat die Anschauungen G. Zeüers
in dem «genannten Aufsatze Ähnlichkeit haben, dem gemeinen
Manne verständlich ist, ob eine Religion ohne Mythos in der breitein
Masse überhaupt Wurzel schlagen kann. Vielleicht ist es
auch 'hier so: viele sind berufen, aber wienige sind auserlesen.
Prophetische Träume.
John Wesley, der berühmte Stifter der Methodistengemeinde,
hatte eime Reihe von Tagebüchern hinterlassen, die aber erst in
unseren Jahren entdeckt wurden. Sie waren zaitm Teil in «abgekürzter
Kurrentschrift und zum Teil in sehr schwieriger
CMffreschrift aufgezeichnet, zu der jedweder Schlüssel fehlte.
Der wesleyanische Priester Nehemiali Ournock versuchte es auf
alle erdenkliche Weise, das Geheimnis der Chiffreschrift zu ergründen
. Schließlich fand er heraus, daß ein häufig wieder*
kehrendes Zeichen nur die Zahl 12 'bedeuten könnte. Aber aui
dieser geringfügigen Entdeckung konnte er nicht weiterbauen.
Nachdem «er nächtelang sein Gehirn zermartert hatte, amthüllte
ihm ein Traum den Anfang des Ariadnefadens. Trotz dieser-
seltsamen Löswtog jedoch hatte er noch volle vier Jahre mit der
Entzifferung der Tagebücher zu tun.
Ein eigentümliches Gleichnis hierzu bildet ein Fall aus der
Fabrikation von Billardbällen, der sich vor etwa 50 Jahren ereignete
. Viele Jahre lang hatten sich die Elfenbeinwarenfabrikanten
bemüht, eine Maschine zur Heratelking möglichst
vollkommen runder Billardkugeln zu erfinden, bei der zugleich
eine Materialvergeudung tunlichst vermieden würde. Der
eifrigsten einer war John Carter, das Haupt einer noch bestehendem
englischen Elfenbeinfabrik. Eines Nachts fuhr Carter
mit dem Rufe: „Ich habs!" aus dem Schlafe auf, rannte hinab
in sein Bureauzimmer und entwarf eine Zeichnung des letztefi
Messers, das ihm so lange zur Vollendung seiner Maschine ge-
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