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XIV
fehlt hatte. Offenbar hatte ihn der Gedanke an das Maschinen-
problem »bis in den Tramm verfolgt, der ihm die Lösung des-
selben brachte. "
Auch schwere Verbrechen sind schon durch Träume ans Tageslicht
gekommen. Vor längeren Jahren wurde ein englischer
Ghitsbesitzer hinterrücks auf der Landstraße überfallen und ermordet
. Keine Spur wies auf die Täter hin, und schon schien es,
als sollte das Verbrechen ungesühnt bleiben. Da traf der
Bruder des Erschlagenen, ein Seeoffizier, von einer Westindienfahrt
wieder in England ein uäad berichtete folgende seltsame
Geschichte: In derselben Nacht, die seinem Bruder das Leben
kostete, war er auf seinem Schiff im Westindien und sah ihn im
Traume die Straße enitlang gehen, als plötzlich aus einem
dunklen Loch in der Hecke zwei Wegelagerer hervorsprangen,
ihn erschlugen und beraubten und sich dann mit ihrem Raube
einem Hause im nächsten Dorfe zuwandten, das er im Traume
gleichfalls klar vor Augen sah. Und richtig führte «afluch der
Offizier die Polizei in dieses Haus, und dort fand man die beiden
Menschen, welche er in seinem Traumgesicht foeim Morden ge*
sehen hatte, genau seiner Beschreibung entsprechend. Sie gestanden
ihr Verbrechen ein und erlitten die Todesstrafe.
Eine eigentümliche Tatsache dieser Art wurde seinerzeit aus
Italien berichtet und auch in der italienischen Akademie für
Medizin mit allen Einzelheiten aufgezeichnet. Eine Dame der
römischen Aristokratie hatte die Katastrophe von Messina vierzehn
Tage vorher im Traume vorausgesehen, und zwar so furchtbar
und lebhaft, daß sie in einem Briefe den König beschwor,
die Bewohner Messdnas zum Verlassen ihrer Stadt zu bewegen.
Diesen Brief unterdrückte jedoch ihr Arzt, da er den Traum für
den Ausfluß einer krankhaft erregten Phantasie hielt. Zweimal
wiederholte sich noch der Traum, ehe die Katastrophe eintrat.
Schon manchen verlorenen Gegenstand hat sein Besitzer durch
einen Traum wiedererlangt, und es braucht nicht einmal der Betroffene
selbst zu sein, dem der Traumgott den Verbleib seines
Eigentums enthüllt. Zwei junge Mädchen, die auf dem Gute
ihres Oheims zum Besuche weilten, streiften! durch die Felder
spazieren. Eine ihnen entgegenkommende Bauernfrau grüßte
sie freundlich aitad fragte eine der beiden Damen, ob ihr ein
goldenes Kreuz fehle. Erschrocken faßte diese nach dem Halse —
ihr Kreuz, ein altes Familienerbstück, war fort! Aber die
Bäuerin wußte sie zu beruhigen. Sie wies nach einem Gebüsch
in der Richtung, aus der die Damen gekommen waren, und sagte:
„Da muß es liegen, so habe ich's im Traume gesehen, und Sie
erkenne ich auch." Die drei begaben sich nach der bezeichneten
Stelle — und fanden dort das Kreuz!
Eine andere Dame, die von schwerer Krankheit genas und
noch im Lehrstuhl sitzen mußte, hatte ihre. Mutter zu ihrer Pflege
kommen lassen. Die alte Dame war sehr tätig und griff auch
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