Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 476
(PDF, 212 MB)
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476 Psychische Studien; XLVIII. Jahrg. 9. Heft (September 192J.)

erklärlich, daß es nicht wundernehmen kann, wenn Leute, die
nicht an wissenschaftliches Denken gewöhnt sind, afuf mystische
und übernatürliche Erklärungen verfallen. Der Schreiber ist sich
bewußt, nicht selbst zu schreiben und zu denken, und dies bringt
ihn zu der Annahme, daß ein fremder Wille sich seiner Hand bedient
und eine fremde Intelligenz durch ihn sich mitteilt, ein
Wille und eine Intelligenz, die natürlich einem unsichtbaren
Wesen angehören müssen. Diese Vorstellungen des „Mediums"
kommen selbstverständlich, da es in Wirklichkeit mtnbewußt alles
selbst produziert, auch in seinen Niederschriften zum Ausdruck
und veranlassen, daß es unbewußt sich selbst als eine zweite
Person gegenübertritt, die meist der Geist eines Verstorbenen
oder ein sonstiges spirituelles Wesen ist. Dies verwirrt dem
Schreiber den Verstand völlig: er kann nun gar nicht mehr
daran zweifeln, daß sich ein Geist durch ihn manifestiert. Das
ist die Genesis der spiritistischen Erklärung des «automatischen
Schreibens.

Kritischere Beurteiler der Sache bezweifeln von vornherein nicht,
daß dei Geist des Schreibers alles selbst hervorbringt, und erklären
das automatibche Schreiben als eine Tätigkeit des Unterbewußtseins
, das teils seine eigenen Gedanken zum Ausdruck
bringt, teils in seiner angeblich höchst suggestiblen Natur den das
Oberbewußtsein beherrschenden Vorstellungen unterliegt und sie
seiner eigentümlich traumhaften Beschaffenheit gemäß phantastisch
weiter bildet und um dichtet.

Im Gegensatz zu dieser Auffassung vertrete ich die Ansieht,
daß es sich heim automatischen Schreiben um einen psychischen
Äutomatismu's im eigentlichsten Sinne des Wortes handelt, um
seelische Vorgänge, die allerdings durch Bewußtseinsakte angeregt
und beeinflußt sind, aber an mmd für sich 'rein automatisch
verlaufen.

Zur näheren Begründung dieser These ist es zweckmäßig, das
automatische Schreiben zunächst als bloßen Bewegungsvorgang
zu betrachten, und dann erst die Natur des Geschriebenen zu erörtern
. In ersterer Hinsicht vermag ich den direkten Beweis zu
erbringen, daß wir es mit einer rein automatischen Bewegiung zu
tun haben, während der automatische Charakter der beim Schreiben
vorliegenden Denkarbeit sich mehr auf Umwegen und durch
psychologische Erwägungen allgemeiner Natur erschließen läßt.

Was nun also erstlich die Schreibbewegung betrifft, so behaupte
ich, daß sie nicht durch einen unterbewußten Willen, überhaupt
nicht durch einen Wiilensakt hervorgebracht wird, sondern daß
die bloße BewTegungsvorstellung, die Erwartung, daß die Hand
schreiben wird, auf die motorischen Zentren direkt als Reiz wirkt,
dadurch die betreffenden Muskeln unter Ausschaltung des Willens-
Impulses in Aktion bringt iund so das Schreiben automatisch auslöst
. Daß Bewegungen, die für gewöhnlich dem Willen unterworfen
sind, unter Umständen auch unter dem unmittelbaren Em-


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