Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 478
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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478 Psychische Studien; XLVIII. Jahrg. 9. Heft. (Septemfber 1921.)

alle Bewußtseinsäußerung an die im Gehirn gegebene Maschinerie
gebunden ist. Das Seelenleben ist sicherlich zum einen Teile
durch einen automatisch funktionierenden Apparat bedingt, der
freilich ohne Hinzukommen des Seelischen, das sich hauptsächlich
in der Apperzeption und Aufmerksamkeit, im vernünftigen Denken
und Wollen kuttid gibt, eben ein bewußt- und vernunftloser Automat
bleibt. Daß dem so ist, zeigt eine kurze Betrachtung des
Denkprozesses, bei dem in zweifacher Weise Verbindungen von
Vorstellungen stattfinden. „Der apperzeptiven Verbindung mit
den Merkmalen der Selbsttätigkeit und beziehenden Verknüpfung
steht gegenüber eine assoziative, welche eine nicht selbsttätig erzeugte
, sondern passiv erlebte ist und wobei sich die Bewußtseinsinhalte
anscheinend vermöge der ihnen selbst immanenten
Kräfte verbinden. Beide psychischen Prozesse sind nicht streng
geschieden; vielmehr greift auf der einen Seite die Apperzeption
fortwährend in die Assoziationen «ein, die selbst erst dadurch zu
tunserer Auffassung gelangen, daß die Resultate der assoziativen
Verbindungen apperzipiert werden; anderseits bilden die Assoziationen
die notwendigen Vorstufen der apperzeptiven Prozesse/*
(Wund t.) Wir haben demnach schon in der die Grundlage des
Vorstellungsprozesses bildenden Gedankenassoziation eine Art
von Automatismus \or uns, wobei es dahingestellt sein mag, ob
es sich hier lediglich um einen physiologischen Vorgang handelt.
Das eigentlich Seelische ist jedenfalls in der Apperzeption zu
suchen.

Werfen wir nun einen Blick auf die psychologische Eigenart
automatischer Schreibereien lund sehen wir zu, wie sie sich zu
den eben besprochenen Tatsachen des normalen Denkvorganges
verhält. Die Mitteilungen und Elaborate der „Schreibmedien"
überraschen oft durch die Leichtgläubigkeit und Schnelligkeit, mit
der die geistige Produktion von statten geht, und scheinen inhaltlich
und formell von einer höheren Intelligenz zu zeugen, als
sie dem Verfasser sonst innewohnt. Man darf sich jedoch von
dem Gedankenreichtum und dem gewandten, häufig bilderreichen
Stil der mediiumistischen Schriften nicht blenden lassen, denn als
Kehrseite zeigt sich meistens eine weitgehende Kritiklosigkeit, die
Gedanken sind nur lose und rein äußerlich zusammengefügt und
das Ganze macht mehr den Eindruck einer Stilübung als einer
mit Ernst und Wahlheitsliebe unternommenen Arbeit. Ein besonderes
Kennzeichen solcher Skripturen ist auch die starke Neigung
zu phantastischer Ausschmückung und Erfindung, die namentlich
dann hervortritt, wenn die reelle Fortsetzung der betreffenden
Arbeit Schwierigkeiten macht, ferner erscheint oft an
Stelle wirklicher Begründung und Beweisführung ein Operieren
mit sophistischen Scheingründen und leerer Spiegelfechterei. Kurz,
mit dem oft reichen Inhalt und der blendenden Form geht eine
auffallende Unehrlichkeit und Unbekümmertheit um innere Wahrscheinlichkeit
fast immer Hand in Hand.


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