Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 480
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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480 Psychische Studien; XLVIII. Jahrg. 9. Heft (September 1921.)

erschöpft ist, zuletzt zu bloßer inhaltloser Phrasendrescherei oder
zu phantastischen Erdichtungen.

Die Abhängigkeit von der jeweiligen Gedankenrichtung des .
Schreibers und das beharrliche Festhalten an dessen Ideen, das
mit allen Mitteln und um jeden Preis geschieht, hat man bekanntlich
durch Snggestibilität des Unterbewußtseins erklären wollen.
Viel einfacher und plausibler ist die Annahme, daß die nach einer
bestimmten Richtung angeregte nnd ungehemmt abrollende automatische
Denktätigkeit gar nicht anders als im Sinne der das Bewußtsein
beherrschenden Idee verlaufen kann und daß sie erst
dann aufhört, wenn das Thema vollständig erschöpft ist oder wenn
eine neue Idee im Bewußtsein die Herrschaft erlangt.

Genau so verhält es sich mit dem bekannten Faktum, daß der
Schreiber in seinen automatischen Schriflen sich selbst als eine
zwreite Person gegenübertritt, ohne sich dessen bewußt zu werden,
daß diese Doppelung nur eine scheinbare ist. Der Schreiber hat
das Gefühl, daß ein anderer durch ihn schreibt und denkt, und
dieses oft zu einer festen Ueberzeugung sich verdichtende Gefühl
kommt natürlich* auch im automatischen Vorstellungsablauf zum
Ausdruck und veranlaßt die Bildung von allerhand Scheinpersönlichkeiten
, die meistens Geister Verstorbener sind und je nach
dem geistigen Niveau des Mediums die verschiedensten Namen
und Gestalten annehmen. Der ganze spiritistische Hokuspokus
der Schreibmedien beruht auf dieser den Geist beherrschenden
und im psychischen Automatismus fortwirkenden Fiktion.

Wir haben im vorstehenden immer nur von automatisch verlaufenden
Denkprozessen gesprochen, aber nicht erörtert, aus welchen
Gründen dieses psychische Geschehen unbewußt bleibt. Wie
ist es zu erklären, daß das Bewußtsein, das bei diesem Denkprozeß
nicht aktiv beteiligt ist, den letzteren nicht wenigstens
passiv erlebt? Um zu einer befriedigenden Beantwortung dieser
Frage zu gelangen, müssen wir zunächst feststellen, daß die beim
automatischen Schreiben zu Papier kommenden Gedanken nicht
notwendig u(nbewrußt bleiben; bei manchen Schreibmedien — so
auch bei mir — tauchen sie, zuweilen wenigistens, gleichzeitig mit
dem Niederschreiben im Bewußtsein auf. Daß dies indessen
häufig nicht der Fall ist, kann nach meiner Meinung nur darauf
beruhen, daß, wie beim automatischen Schreibakt der Wille zum
Handeln, so beim automatischen Vorstellungsablauf der Wille zum
Denken sistiert ist, und daß Denkprozesse, die ohne jede aktive
Beteiligung des Bewußtseins verlaufen, eben nicht apperzipiert,
d. h. gar nicht ins Bewußtsein aufgenommen werden. Nicht nur
das automatische Schreiben, sondern auch alltägliche Vorkommnisse
, wie z. B. die bekannte Tatsache, daß die richtige Lösung
einer Aufgabe, an der wir uns vergeblich abgequält haben, oft
nach einer Zeit ruhigen Abwartens von selbst im Bewußtsein auf-
taucht — dies und vieles andere spricht für das Vorhandensein
automatischer und bewußter seelischer Vorgänge. Beim auto-


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