Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 483
(PDF, 212 MB)
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Wertkeimer: Babindranatli Tagore als Philosoph.

483

IL Abteilung.

Theoretisches und Kritisches.

Rabindranath Tagore als Philosoph.

Von F. J. Wertheimer, Nürnberg.

Die Zahl der geistig interessierten Menschen, die ihr Augenmerk
auf die Bedeutung der uralten Werke indischen Gedankenreichtums
zu richten beginnen, scheint, wenun >aueh langsam, mehr und
mehr zuzunehmen. Der oberflächliche Betrachter könnte allerdings
geneigt sein, den Einfluß indischer Ideen im heutigen europäischen
Geistesleben sehr zu überschätzen. Der Beweis, daß in
Wirklichkeit die Rolle, die dieser Ideenkreis im Westen spielt,
noch sehr gering ist, ist unschwer zu erbringen. In Kunst und
Philosophie und auf den verschiedensten Gebieten geistiger Betätigung
stößt man allerdings heutzutage auf indische Gedanken
und Begriffe, sehr selten aber nur wird hierbei der große und, wie
es scheint, unüberbrückbare Gegensatz erkannt und hervorgehoben
, der in Wahrheit zwischen der indischen und der westlichen
Einstellung besteh*. Man kann kaum den Ausdruck „Weltanschauung4
* in bezug auf indisches Denken gebrauchen, man
müßte eher von „Ich-Anschauung" sprechen; und ein bekannter
europäischer Gelehrter, der, als er über indische Psychologie befragt
wurde, antwortete, in indischen Dingen sei er „gänzlich unmusikalisch
", verriet ein tieferes und weitgehenderes Verständnis
ali* viele, die in Wirklichkeit westliche Gedankengänge nur mit
indischen Begriffen verbrämen.

Es sind im großen ganzen 3 Quellen, 3 Wege, <auif denen indische
Ideen ihren Weg nach Europa gefunden haben. Erstens haben
wissenschaftliche Übersetzungen und Arbeiten europäischer Gelehrter
ohne Zweifel einen großen Teil .der in den umfangreichen
und vielfältigen Schriften niedergelegten Weisheit erschlossen.
Es ist bekannt, daß einzelne von ihnen tief in die indische Ge-
dankenwelt eingedrungen sind. Trotzdem, wie gering ist der Einfluß
dieser ganzen wissenschaftlichen Literatur — abgesehen von
linguistischen und historischen Erkenntnissen — gewesen! Besonders
, was die Übersetzungen anlangt, so sind sie zutni allergrößten
Teil, so gut sie wissenschaftlich philologisch sein mögen, unschön
und unbefriedigend. Selbst Deußens Übertragung der Baghavad
Gita z. B. ist kein guter Führer zu dieser unvergänglich ischönen
Episode der Mahabharala. Der zweite große Weg, auf dem indische
Weisheit nach Europa gedrungen ist, ist in der modernen
Theosophie gegeben. Es ist nicht zu leugnen, daß ein gewisser
Teil der ungeheuer umfangreichen theosophischen Literatur von
Wert ist. Aber die willkürliche Systematisierung, die zahlreichen
Fehler und Mißverständnisse, die Verquickung mit allen möglichen
anderen Geisteserzeugnissen genügen, um diese Quelle zu

31*


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