Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 484
(PDF, 212 MB)
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484 Psychische Studien; XLVIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1921.)

einer trüben zu machen. Ein dritter Weg ist die aufklärende
Tätigkeit in Wort und Schrift zahlreicher Inder in Europa und
Amerika gewesen, von denen nur Swanü Vivekananda, Sri
Ananda Acharya, Yogi Ramacharaka usw. genannnt sein mögen.
Eine Reihe dieser Schriften ist nicht gut, zum Teil sogar irreführend
, andere sind jedoch voll tiefer Weisheit.

Die Schwierigkeit der Übermittlung der indischen Gedankenwelt
liegt wohl vor allem iu der typisch westlichen Einstellung.
Indien, sagt man, ist ein politisch und vvisseuschaftlich unbedeutendes
Land, was könnte man da lernen? Die iLdisehe Kunst,
die zu uns dringt, ist ebenfalls gering und erst gaxiz neuerdings
bekannt und geschätzt. Dazu kommt die Verquickung indischer
Philosophie mit religiösen Gedankengängen. Es ist imehr als ein
geistreiches bon moi daß die Inder „aus ihrer Religion eine
Wissenschaft, die Europäer aus ihrer Wissenschaft eine Religion
gemacht haben44. Wenn hier und da nun einzelne wirklich in
indisches Denken eindrangen, so hatte dies immer etwas von einer
Bekehrung an 'sich, das europäische Deuten wurde abgeworfen,
ein neuer, sozusagen religiöser Standpunkt eingenommen. Es
fand gewissermaßen ein Verständnis statt in einer Bewußtseinslage
, wie sie ans sonst in unserem philosophischen Denken nicht
geläufig ist. So könnte e^ scheinen, als ob der englische Dichter
recht hat:

,.Ost ist Ost

Und West ist Weist,

Nie werden die zwei sich treffen.**

Nun ertönt in dem jetzt wohl ohne Zvveifel bestehenden Chaos
des europäischen Geisteslebens, von dem vielleicht noch nicht mit
Bestimmtheit zu sagen ist, ob es eine Folge des Krieges ist oder
dessen Ursache war, in immer größerem Umkreis vernehmbar
die süße und weise Stimme eines indischen Dichters und Denkers
— Rabindranath Tagores. Wirklich groß ist seine Popularität
übrigens nur in den englisch sprechenden Ländern, wozu zu einem
kleinen Teil wohl die Sprache — Tagore beherrscht die englische
Sprache in hervorragender Weise — beigetragen haben mag. in
Deutschland ist sein künstlerisches Hauptwerk z. B., der Gedichtband
Gitanjali, erst infolge eines offiziellen Stempels, des Nobelpreises
, bekannt geworden, und sein wichtigster Prosaband
Sadhana ist erst ganz kürzlich in deutscher Übertragung erschienen
. Ganz abgesehen von der Würdigung Tagores als
Dichter ist es ein interessantes Problem; wie konnte ein indischer
Denker in Europa in solchem Maße zu Gehör kommen? Tst
Tagore in der Tat ein Übermittler traditioneller Weisheit seines
Landes, ist er vielleicht nur ein Lehrer, der von Europa gelernt
hat und nur noch unwesentliche formale Berührungspunkte mit
seinem Heimatlande hat?

Tagore als Philosophen, als systematischen Philosophen zu betrachten
, geht nicht an. Er ist, wie ein englischer Kritiker treffend


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