Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 485
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Wertkeimer: Rabindranath Tagore als Philosoph. 485

bemerkt hat, mehr Philosoph im ursprünglichen und vitalen Sinne
eines „Liebhabers der Weisheit". Nun hat ein indischer Autor
S. Radakrishnan, Professor der Philosophie «an der Universität
Mysore, in einem Werke „The Philosophy of Rabindranath
Tagore" es unternommen, unter Zugrundelegung
der wichtigsten Werke des Dichters (auf mehr intellektueller und
systematischer Basis) den philosophischen Standpunkt Tagores
darzulegen.

Im Mittelpunkt aller philosophischen Spekulation Tagores steht
unverrückbar das intuitiv erkannte -monistische Postulat von der
Alleinheit der Welt, die Erkenntnis, daß unser individuelles, endliches
Ich nur Schein (Maya), und daß nur das höchste, unendliche
Selbst Wahrheit (satyam) sei. Wie ein roter Faden zieht sich
diese Idee durch die Schriften indischer Philosophie, von den
ersten poetischen Aeußerungen in der Rigveda bis zu dem genialen
philosophischen System des Sankaracharya, des indischen
Thomas von Aquino. Kein logischer Beweis führt zu diesem
Prinzip, es ist eine Erkenntnis, die sich das Individuum als intuitives
Erlebnis neu erwerben muß. Radakrishnan schreibt: „Selbst
und Nicht-selbst, in welche das Universum geteilt ist, sind keine
Rivalen, sondern verschiedene Ausdrücke desselben Absoluten,
verschiedene Arten seines Seins. Die Natur ist kein Antagonist
des Geistes. Das Nicht-selost ist dazu da, um von dem Selbst
benützt zu werden. Es ist das Oel für die Flamme des Geistes."
Und an anderer Stelle sagt er: „So hat Tagore eine positive Ansicht
von den Beziehungen zwischen Natur und Geist. Beide sind Anschauungsformen
des Absoluten. Natur und Gesellschaft sind
Oftenbarungen des göttlichen Geistes. Dasselbe Licht strahlt in
der Innenwelt und Außenwelt. Diese letzte Einheit muß der Hindu
jeden Augenblick seines Lebens im Gedächtnis behalten. „Der
Text unserer täglichen Meditation ist das GayatrL ein Vers, der
als ein Auszug aller Veden gilt. Durch ihn suchen wir ums die
eigentliche Einheit der Welt mit der bewußten Seele des Menschen
zu vergegenwärtigen; wir lernen die Einheit erkennen, wie sie
im Ewigen Geist zusammengefaßt ist, dessen Kraft die Erde, den
Himmel und die Sonne erschafft und dabei gleichzeitig in unseren
Geist ausstrahlt mit dem Lichte eines Bewußtseins, «das in ungebrochenem
Zusammenhang mit der Außenwelt lebt und webt"
(Sadhana). Von hier aus entwickeln sich die idealen Anschauungen
Tagores über Wissenschaft, Kunst und Moral. Radakrishnan
schreibt hierüber zusammenfassend: „Rabindranaths Vorstellung
von der Einheit der Welt gibt uns die Gewißheit, daß die Ideale
der Wissenschaft, der Kunst und Moral wirklich »sind und stärkt
uns auf dem Wege des Rechts, unerschüttert von der häßlichen
Wirklichkeit von Schmerz und Verbrechen. Sie hilft uns zu vergegenwärtigen
, wie die geistigen Kräfte der Welt mit uns (in
unseren Bemühungen) zusammenarbeiten". Wenn der Unterschied
von Mensch und Welt, Selbst und Nicht-selbst das letzte


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