Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 486
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0516
486 Psychische Studien; XLVIII. Jahrg. 9. lieft. (September 1921.)

wäre, dann „würde Elend und Böses absolut und ungehindert in
der Welt herrschen. Denn von der Unwahrheit aus könnten wir
nie die Wahrheit erreichen und nie hoffen, von der Sünde zur
Reinheit des Herzens zu gelangen; alle Gegensätze würden dann
stets Gegensätze bleiben, und wir könnten nie ein Medium finden,
in dem sich diese Verschiedenheiten begegnen würden/*
(Sadhana.)

Wenn so das Prinzip der Alleinheit der Welt, der Einheit von
Selbst und Nicht-selbst, der Kernpunkt der Tagoreschen Philosophie
ist so steht dem, vielleicht mehr äußerlich, gewissermaßen ^
als Symbol, der Gottesbegriff gegenüber, der in allen Werken
Tagores — man brauicht nur auf die Gitanjali zu verweisen — eine
so große Rolle spielt. Gerade der indische Theismus, der in der
philosophischen und religiösen Entwicklung Indiens in neuerer
Zeit so sehr in den Vordergrund getreten ist, war stets ein
schwieriges Problem für die historische Betrachtung indischer
Philosophie. Man hat immer wieder zu beweisen gesucht, daß die .
Idee eines persönlichen Gottes erst auf dem Umweg über das
Christentum nach Indien gedrungen ist. Das ist aber, wenngleich
solche Einflüsse sicherlich vorhanden sind, durchaus nicht der Fall.
Die Bhaktischule, als deren Vertreter Tagore wohl anzusehen ist,
und aus deren großer Reihe von Lehrern er zwei der bedeutendsten
, nämlich Kabir und Dadu übersetzt hat hat gerade den Begriff
des persönlichen Gottes von jeher in den Mittelpunkt des leli-
giösen Denkens gestellt; das Absolute der Philosophie wird für
sie der Gott der Religion. In eigenartiger Weise leitet Tagore
(nach Radakribhnan) den Gottesbegriff ab:

„Das Existierende aus dem Absoluten ist Ishvara (der Herr),
dem das Nicht-selbst gegenübersteht. Ishvara ist der persönliche
Gott, der das Ideal der Güte für den endlichen Geist darstellt
Endliche Seelen können sich das Absolute nur in der Form des
Herrn vorstellen, das Nicht-selbst ist die negative Reflexion des
positiven Ishvara. Das ganze Universum entwickelt sich im gegenseitigen
Ineinanderwirken dieser beiden". Der Gottesglaube ist
also eigentlich eine Verirrung des endlichen Geistes. Es gilt wohl
von Tagore, was Richard Garbe von der Mahabharata sagte: „Die
Lehren, die hier in den Mund Krishnas gelegt werden, «sind eine
merkwürdige Verbindung pantheistischer und monotheistischer
Ideen, philosophischer Gedanken utnd eines reinen, tiefen Gottesglaubens
.*4 Der persönliche Gott ist für Tagore gewissermaßen
eine künstlerische Notwendigkeit. Mit ergreifenden Worten schildert
er diese „Verwirrung des Geistes".

0 geistiger Führer des Universums, du bist ohne Form:
Daß ich mir dennoch Dein Bild erdachte in Meditationen,
Daß ich Deine Unaussprechlichkeit vergaß in Worten des Gebetes
,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0516