Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 487
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0517
*

"Wertlieimer: Rabindranath Tagore als Philosoph. 487

Daß ich Deine Allgegenwart nicht achtete in Pilgerfahrten und

auf andere Weise,
Für diese drei Übertretungen, in Verwirrung des Geistes begangen
,

Erbitte ich, o allmächtiger Gott, Deine Vergebung.

„Die Schranke zwischen Gott und Mensch", so faßt Radakrish-
nan das Verhältnis Gottes zum Individuum in Tagores Philosophie
zusammen, „ist in Tagores Ansicht ebenso wie im Vedantasystem
nicht vorhanden. Das Unendliche wohnt im Menschen, nicht in
dem Sinne, daß es in vollkommener Weise realisiert wird, sondern
in dem Sinne, daß es potentiell in ihm vorhanden ist. Der Mensch
ist nur der lokalisierte Ausdruck von Gott . . . Fortschritt ist die
Entfaltung des vollkommenen inneren Lichtes mit immer größeren
und helleren Strahlen. Damit es durchscheinen kann, muß die
umgebende Unwissenheit beseitigt werden."

Die Methode zur individuellen Befreiung von dieser Unwissenheit
liegt außerhalb des intellektuellen Denkens, sie besteht in
den verschiedenen Arten des Yoga-Systems, einer uralten indischen
Methode religiöser Übung. Es ist interessant, wie z. B. in
den Hymnen der „Gitanjali" die Systematik dieser Yogaschulen
nachklingt. Man unterscheidet 4 Formen des Yoga, Hathayoga,
die körperliche Übung; Inana yoga, den Yoga des Wissens; Bhakti
yoga, den Yoga der LieBe; Karma yoga, den Yoga durch Taten.
Ein Gedicht der Gitanjali nennt diese in deutlicher Weise:

„0 Leben meines Lebens, ich will stets trachten
meinen Körper rein zu halten? denn ich weiß,
Deine lebendige Hand ruht auf allen 'meinen Gliedern.
Ich will stets trachten, alle Unwahrheit von meinen
Gedanken fern ztf halten, denn ich weiß, daß Du
die Wahrheit bist, die das Licht des Verstandes
in meinem Geiste entzündet hat.

Ich will stets trachten, alles Böse aus meinem Herzen
zu vertreiben und meine Liebe in Blüte zu erhalten,
denn ich weiß, daß Du Deinen Sitz im innersten
Schreine meines Herzens hast.
Und es wird mein Bestreben sein, Dich in meinen
Handlungen zw offenbaren, denn ich weiß, daß es
Deine Kraft ist, die mir Stärke gibt/'

Es ist der Mystiker, der so zu uns in Tagore spricht, und dem
entsprechend finden wir auch in fast allen seinen Werken immer
wieder den Gedanken, daß der reine Intellekt, das vernunftgemäße
Denken nicht der wichtigste Fördeier ist, ja, daß es ein
positives Hindernis sein kann. Radakrishnan weist auf diesen
Punkt an verschiedenen Stellen seines Werkes hin: „Der endliehe
Intellekt reduziert das Universum zu den Gegensätzen'von Selbst
und Nicht-selbsi Organismus und Umgebung, und läßt uns im
Stich, ohne uns die schließliche Einheit, in der all diese relativen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0517