Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 489
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Neumann: Der Sitz der Seele.

489

doch sein Hervorheben der theistischen Seite, die sicherlich im
tiefsten Kerne der Upanishaden auch enthalten ist, in ihrer
gelegentlich zu ausschließlicher Betonung eine unter Umständen
etwas irreführende Annäherung an westliches Empfinden. Gerade
diese Annäherung allerdings hat das Verständnis seiner Werke
im Abendlande so sehr gefördert. Manche seiner Zitate aus den
Upanishaden, so tiefe und geistige Sdhönheiten sie uns auch vermitteln
, täuschen vielleicht über gewisse primitiv-mythologische
Anschauungen, speziell der frühen Upanishaden hinweg. Ein
so guter Kenner derselben wie Mead hat daraufhingewiesen, daß
von der Maha Purusha (Große Seele) der Frühzeit bis zu einem
persönlichen, christähnlichen Gott ein großer Schritt sei. Und —
um noch eine andere Ansicht über Tagore als Philosophen zu erwähnen
— er wird auch als der Prophet angesprochen, der die
große Synthese zwischen indischer und europäischer Einstellung,
zwischen Osten umd Westen in seinen Werken vollzogen hat und
verkündet. Sicherlich ist dies aber nicht richtig. Ihm nur diesen
Versuch zuzuschreiben, heißt ihn mißverstehen.

Rabindranath Tagore hat durch das Medium einer reinen Kunst,
indem er indische Weisheit in einer Form verkündet, die der
Westen versteht, indem er westliche Ideen in seinem eigenen
. Wiedererleben uralter indischer Erkenntnisse wiederfindet, vielleicht
einen wichtigen Schritt zur Vorbereitung auf den Weg zu
dieser Synthese getan. Und hierfür müssen wir ihm dankbar sein.

Der Sitz der Seele.

Von Generaloberarzt a. D. Dr. Neumann, Naumburg.

Die Frage: „Wo sitzt die Seele?" hat mit Interesse seit jeher
den denkenden Menschen beschäftigt. Sie ist heute wieder akut
geworden, wo der Okkultismus und Spiritismus neue Anhänger
gewinnt, wo die Theoisophie sich ausbreitet und die Anthroposophie
als neue Geisteswissenschaft sich darstellen will. Die
Psychologie, die Lehre von der Seele, ist in ein neares Stadium getreten
und man spricht von einer Parapsychologie. Diese Begriffe
sind nur allzu sehr geeignet, Verwirrung anzurichten und
den wissenschaftlichen Charakter zu zerstören. Es kommt aber
daraui an, wissenschaftlich und kritisch vorzugehen. Mit phantastischen
Deutungen ist uns nicht gedient, sie fördern nur ein
Halbwissen und lassen die Psychologie als Ergebnis exakter
Forschung leer ausgehen. So kann ich z. B. in Dinters Buch
„Die Sünde wider den Geist'* nichts Wissenschaftliches entdecken,
und auch die Auseinandersetzungen Heislers über Anthroposophie
haben die Erkenntnis nicht gefördert. Sie haben etwas
Neues nicht gebracht. Selbst die Übungen die als Geisteswissenschaften
dargeboten werden, sind nichts Neues. Sie «sind als exer-
citia spiritu/alia im Katholizismus längst bekannt. Der Katholizismus
operiert mit den Seelenvorgängen auf dogmatischer Basis


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