Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 493
(PDF, 212 MB)
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»I

Beck: Zum Räume wird die Zeit. 493

Zum Räume wird die Zeit.

Von F. Wt Beck, prakt. Arzt, Achern.

Es wäre schon ein Bauplan der Welt denkbar, bei dem ein einzelner
überschauen könnte, „was war, ist und sein wird". Diese
Welt gleicht einer Stadt mit einer schnurgeraden, allgemeinen
Verkehrsader, in der sich alles Leben sammelt. In diese Hauptstraße
tritt nun ein Wesen, das vornen und hinten am Kopfe Augen
hat. Damit ist die ganze Straße für diesen Vieräugigen zur wahrnehmbaren
Gegenwart geworden. Was da vor sich geht, kann
unter sich vollkommen gleichzeitig in sein Bewußtsein treten. Die
Lebewesen, die sich da auf- und abbewegen, sind für ihn in geschlossener
Zahl anschaulich geworden. Nun tritt der
Vieräugige einige Schritte in eine menschenleere Querstraße zurück
. Vom bunten Leben und Treiben der Hauptverkehrsader
sieht er nunmehr nur nooh ein winziges Bruchstück als Gegen-
w a r t an sich vorbeiüuten. Was rechts und links von seinem Gesichtsteide
liegt, wird für dieses Wesen zur Vergangenheit und
Zukunft. Unser Vieräugiger hat einen Vorgeschmack davon bekommen
, daß ein und dieselbe Welt sich sehr verschieden ausnimmt
, je nachdem man sie im Längsschnitt oder im Querschnitt
betrachtet.

Noch mehr Nutzen wird in dieser Hinsicht ein kleiner geometrischer
Weltanschauungsunterricht stiften. Er wrird uns klar vor
Augen führen, wie grundverschieden sich ein und dieselbe Welt
in unseren Köpfen malt, je naehdcyn die räumliche Anordnung
ihrer Einzelbestandteile die zeitliche Zersprengung dieser Welt
begünstigt oder nicht. Vergangenheit und Zukunft werden sich
aufhellen oder verdunkeln; Entstehen und Vergehen von Einzelbestandteilen
wird verschwinden oder sich einstellen und alles
wird nur ein Spiel von Winkeldrehungen sein. Versuchen wir
es also, uns den Weltenbau daran klarer zu machen, daß wir
ihn sozusagen vom Kleinkinderbaukasten aus nachahmen.

Als einfachster Baustein einer Weltanschauung im eigentlichen
Sinn des Wortes sei zunächst eine gerade Linie 'gewählt. In
räumlicher Hinsicht stellt sie ein eindimensionales „Kontinuum"
dar, d. h., ihre Individuen oder Einzelpunkte können einander beliebig
nahe angenommen werden. Zeitlich aber ist sie mit einem
Schlage da, also vollkommen gleichzeitig und stetig.
Weder tauchen neue Einzelpunkte an ihr auf, noch verschwinden
alte an ihr. Irgend einen Zeitabstand zwischen ihren Punktindividuen
abzumessen, ist unmöglich, denn sie sind alle Zeitgenossen.
Wir können keine Bestandteile an dieser geraden Linie entdecken,
die wir als „früher" oder „später", „vergangen" oder „zukünftig"
bezeichnen dürften. Sie läßt >sich zeitlich zunächst nicht in ihre
Einzelbestandteile zersprengen.

Nunmehr sei diese gerade Linie yianz im Sinne Kants als ein
„äußerer Gegenstand" gedacht, von dem gezeigt werden soll, daß
er sieb zeiträumlich nach der Beschaffenheit unseres Wahr-


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