Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 499
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Beck: Zum Räume wird die Zeit.

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Zweifel schwierig zu verstehen, aber wer sie sich einverleibt, der
erlebt auch ein wahres Erleuchtungswunder. Man wird an die
Urals Wanderung im 3. Parsifalakt erinnert: „ Du siehst, »mein
Sohn, zum Raum wird liier die Zeit!" Es kommt zeichnerisch
zum Bewußtsein, daß beim geringsten Überschreiten der Lichtgeschwindigkeitsgrenze
der Abstand zweier Weltgeschehnisse,
der eben noch ein rein zeitlicher war, sofort in einen rein räumlichen
übergehen würde. So schmal ist also der Rubikon zwischen
den beiden als verschiedenaufgiefaßten Welten; der dreidimensionalen
Raumwelt mit selbständiger, dreidimensionaler
Zeit und der noch, jenseitigen vierdimensionalen Minkow7ski-
Welt. Werden wir da nicht unwillkürlich daran erinnert, daß wir
auch jetzt schon gelegentlich in eine Welt der reinen Räumlichkeit
hinüberzugleiten scheinen — im kaum mehr bezweifelten
prophetischen Traume nämlich.

Unsere Relativitätsphysiker stecken aber noch so tief im absoluten
Zeitbegriff, zu dessen Beseitigung sie tausende von Büchern
und Broschüren schreiben, daß sie nicht im entferntesten daran
denken, nach Nutzanwendungen da zu suchen, wo sie zu finden
sein dürften: auf dem jetzt heiß umstrittenen Gebiete des zeillichen
Hellsehens und des Totenverkehres. Selbst einem so großen
Physiker und langjährigen Beobachter okkulter Phänomene, wie
dem Engländer Sir Oliver Lodge, fällt es nicht ein, sich in relativistischen
Gedankengängen über das Wesen der Zeit zu bewegen,
wenn er jetzt in einen einwandfreien Totenverkehr mit seinem gefallenen
Sohn getreten zu sein glaubt. x\ls Vater ruft er entzückt
aus: „Raymond lebt! Es geht ihm ganz gut. Er lebt in einer Welt
ganz ähnlich der unsrigen!u Niemals aber spricht der große Physiker
:: „Ein Zeitabstand ist hier aus der Welt geschafft! Die
Zeit ist gar nicht jener gleichmäßig dahinfließende Strom, der
mich von den Lebenstagen meines Sohnes unaufhaltsam
immer weiter entfernen würde!** Und das ist denn doch wohl der
physikalische Extrakt des Spiritismus, daß es uns vielleicht mit
Hilfe eines periskopischen Spiegels, „Mediium" genannt, gelingen
könnte, unser Wahrnehmungsvermögen räumlich so zu drehen,
daß damit ein Zeitabstand außer Kurs gesetzt wird. Der geneigte
Leser ist jetzt in der Lage, unsere Gedankengänge
besser zu verstehen, wenn wir anfänglich sagten: „Vergangenheit
und Zukunft werden sich aufheilen oder verdunkeln, Entstehen
and Vergehen von Einzelbestandteilen wird verschwinden oder
sich einstellen, iund alles wird nur ein Spiel von Winkeldrehun-
gen sein." Wir wollen uns jetzt selbst an den Leichentisch eines
Bektionssaales begeben, um uns über die Bedeutung von Winkel-
drehungen besser unterrichten zu können. Bei der Öffnung einer
Leiche werden wir gewahr, daß hier ein seltener Ausnahmezustand
vorliegt: die sogenannte Spiegelbildlage der Eingeweide
(„Situs viscerum inversus"). Im Bauchraum liegt links unten der
gefährliche Blinddarm mit dem Wurmfortsatz. Auch die Leber

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