http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0541
Oohman: Wiederverkörpei ung.
511
menten ein junges Mädchen von sehr gesetztem Geiste beizuwohnen
, sehr besonnen und, durchaus nicht suggestionsfähig. Fräulein
Louise, so heißt sde, besitzt in hohem Maße das Vermögen,
die menschlichen Emanationen und somit auch die zerflossenen
Körper zu sehem Wann in Josephine das Gedächtnis ihrer Vergangenheit
auflebt, so erblickt Louise eine leuchtende Aura rings
um sie. Diese Aura wird für Louisens Auge dunkel, wenn Jose-
phine sich im Stadium zwischen zwei Existenzen befindet. Jedenfalls
reagiert Jo&ephine heftig, wenn ich Stellen der von Louise
erblickten Aura berühre, mag sie nun hell oder dunkel sein.44
Soweit Oberst Rochas und Maeterlinck.
Was soll man nun zu diesen verblüffenden Beobachtungen und
Feststellungen sagen? — Man könnte meinen, es handle sich um
ein zufälliges Ergebnis oder die Leistung einer geriebenen Betrügerin
. — Aber die Versuche sind mit den verschiedensten
anderen\ Personen ^sowie auch von anderen Experimentatoren)
und mit genau dem gleichen Ergebnisse wiederholt, nur daß natür-
lieh die Lebensläufe dei einzelnen grundverschieden waren. Und
mehr noch: man hat dieselbe Versuchsperson wiederholt in
gleicher Weise behandelt, und nie irrte sie in der Aufeinanderfolge
der Verschiedenen Verkörperungen und Erlebnisse, ja, man
hat sie durch entsprechende Behandlung gezwungen, ihre Darstellung
in umgekehrter Richtung zu wiederholen, nun also in der
Richtung des tatsächlichen Verlaufs: immer mit dem gleich verblüffenden
Erfolge. Dabei waren die Gestalten, die sich äußerten
, voll realistischen Lebens uad innerer Echtheit, so daß es eines
ganz überragenden Künstlertums bedurft hätte, ja, als unmöglich
bezeichnet werden muß, sie aus der Phantasie heraus zu formen
und folgerichtig, ohne jemals aus der Rolle zu fallen, durchzuführen
. Endlich ist festgestellt, daß den Versuchspersonen die
Lehre von der Wiederverkörperung an sich durchaus fremd war
—- wie kämen sie also dazu, plötzlich ihre Phantasien — vorausgesetzt
, es wären solche — zur Grundlage ihrer ganzen
Darstellung zu machen? Ebenso fremd waren ihnen im allgemeinen
die Lehren und Erfahrungen der Spiritisten; und doch
schließen sie sich eng an dieselben an. — In Frage käme noch
die Suggestion. Doch weiß ich nicht, wie man sie gegenüber den
Tatsachen ernsthaft verfechten will. Selbst Maeterlinck, der sich
des Gedankens an sie nicht völlig entschlagen kann, fühlt sich zu
der Äußerung gedrungen (a. a. 0. S. 86): „Trotz der schrankenlosen
und wahrscheinlich übertriebenen Rolle, die man der
Suggestion zuweist, bleiben doch noch einige Tatsachen übrig, zu
deren Erklärung man vielleicht etwas anderes zu Hilfe nehmen
muß."
Und so wird es denn, wenn ich recht sehe, kaum zu vermeiden
sein, in den gegebenen Tatsachen einen höchst gewichtigen Anhalt
für die Möglichkeit der Seelenwanderung (oder richtiger: zur
Wiedel Verkörperung) zu sehen. Doch freilich, klar soll man sich
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0541