http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0543
%
Grimm: Das Unterbewußtsein, 513
vernichtet. Eine blosse Meditation könne wohl dem Verstände, vielleicht
auch dem okkulten Bedürfnis genügen, nie aber das persönliche
Vertrauensverhältnis zu einem allesumfassenden persönlichen höchsten
Wesen ersetzen. Und dies ist richtig. Wir können um diese Forderung
unseres Gemütes nicht herumkommen.
Da nun die Psychischen Studien laut der Absicht ihres Begründers
sich die Aufgabe gestellt haben, die Phänomene des Seelenlebens zu
untersuchen, so fällt die obige Frage entschieden in den Bereich ihrer
Betrachtung. Und da ich gerade, was die Gottesvorstellung anbetrifft,
nicht missverstanden werden möchte, so sei mir gestattet, kurz meinen
Standpunkt klarzulegen, und zwar als Ergänzung zu meinem oben
angeführten Aufsatz.
Auch ich „glaube** an einen persönlichen Gott. Aber für mich ist
dieser ,,Glaubel* ein Wissen, das sich auf psychologischen und
allgemein-philosophischen Erkenntnissen aufbaut. Geist ist die Grundlage
alles Lebens. Und die höchste Ausprägung des Geistes, die wir
kennen, ist die in der persönlichen Form. Wenn nun Geist die
Grundlage alles Lebens ist, so muss das Gesamtleben des Kosmos
oder des All einen alles umfassenden Gesamtgeist darstellen. Da nun
die höchste Form des Geistes die persönliche ist, so muss auch das geistige
Wesen der Welt, das Allem zu Grunde liegt, eine Persönlichkeit sein.
Das heisst in der Form existieren, die allein als Höchste dem Geist entsprechend
ist. Ich schliesse m'eht von meiner Persönlichkeit auf die
göttliche- Person, sondern umgekehrt: wreil das allumfassende geistige
Grundwesen der Welt für mich nur in seiner höchsten Form,
nämlich der persönlichen denkbar ist, ich aber ein Teil dieser
geistigen Wesenheit bin, — deshalb bin ich eine Persönlichkeit.
Gott wird also hierbei nicht anthroporaorphisiert, sondern umgekehrt
der Mensch als ein Teil des Göttlichen aufgefasst, von dem er ausgegangen
ist.
Ich brauche hier nicht weiter auszuführen, warum ich den Geist
als die Grundlage allen und jeglichen Lebens betrachte. Geht man
mit den Energetikern, Monisten oder gar Materialisten von Energie,
Kräften und Stoff aus, und sucht daraus das All zu erklären oder
aufzubauen, so wird man natürlich zu anderen Eesultaten gelangen.
Die geistigen Grundlagen des Lebens, die wir kennen, sind nur
ein kleiner Ausschnitt aus dem Gesamtleben der Welt. Je mehr sich
unsere Erkenntnis erweitert, um so mehr erkennen wir auch Gott in
allen Dingen. Gott ist die Welt, aber freilich nicht in ihrer grobstofflichen
materiellen Ausprägung, sondern in der grossen unendlichen
Harmonie, die wir hinter dieser unvollkommenen materiellen Form im
geistigen Leben ahnen.
Das Unterbewußtsein.
Von A. M. Grimm, München.
„Hie Animismus I" „Hie Spiritismus I" So tobt der Kampf, und
der Streitapfel gewissermaßen ist das Unterbewußtsein, von dem
die Spiritisten einen falschen, unzulänglichen Begriff haben und
33
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0543