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524 Psychische Studien; XLVIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1921.)
sagen der Wahrträumerin und der Hellseherin erheblieh auseinander
, zum Teil wird die Richtigkeit der Angaben durch nachträgliche
Deutungen herzustellen versucht. — Wir haben daher
einen unserer in der dortigen Gegend ansässigen Mitarbeiter mit
den Nachforschungen über den Fall betraut und werden nach
deren Abschluß ausführlich darüber berichten. H. F.
d) Der Blick als Kraftquelle. Eine erstaunliche Mitteilung macht
ein wissenschaftlicher Berichterstatter der „Daily Mail", indem er
die Konstruktion eines Apparates verkündet, der zeigen soll, daß
Strahlen vom Auge ausgehen, die registriert-werden können, sowie
es mit drahtlosen Übermittlungen der Fall ist. Der Apparat, der
zum erstenmale auf dem englischen medizinischen Kongreß vorgeführt
wird, will das tatsächliche Vorhandensein eines Vorgangs
beweisen, den man bisher sinnbildlich ausdrückte, wenn man sagt :
„Ich fesselte ihn mit meinem Auge." Das Instrument ist eine Art
Elektroskop, mit dem die feinsten elektrischen Strömungen gemessen
werden können. Konzentriert man den Blick auf dieses
Elektroskop, so erfolgt eine Bewegung, die anzeigt, daß etwas in
dem Blick ist, das nach amßen strahlt und eine mechanische Bewegung
verursachen kann. Der Blick stellt also nach dieser
kühnen Annahme eine Kraftquelle dar. Der englische Gelehrte
geht sogar noch weiter, indem er voraussagt, man werde auch
bald imstande sein, die Wellenbewegungen des Äthers, die durch
die Denktätigkeit hervorgerufen werden, zu messen. Daun lasse
sich das Phänomen der Gedankenübertragung exakt erklären,
und man werde durch Messungen nachweisen können, warum die
Gedanken eines Menschen in London unter Umständen Personen
in Indien oder Australien beeinflussen können.
Literaturbericht.
Bucherbesprechungen.
Pi*of. Dr. P. Kirchhoff, Der moderne Okkultismus i m Lichte
des Experiments. Veilac von Dieken & Co., Köln 1921. Preis
5 d( und Teuerungszuschlasr.
Der Verfasser stellt in diesem, der „Sammlung von Einzelschritten
über experimentelle Erforschung des wissenschaftlichen Okkultismus'4
zugehörigen Heftchen sehr beachtenswerte Grundzüge auf, wie man das
okkulte Gebiet für die Naturwissenschaft erschließen und alle Errungenschaften
moderner Forsehungsaibeit dem Okkultismus dienstbar machen
kann. Zweifellos ist dies der beste Weg zur Aufklärung- über die
okkulten Phänomene, wie er denn von den anderen Führern der okkultistischen
Bewegung längst beschritten ist: weshalb die in der Einleitung
gestellte Frage, ob diese Fuhrer sich „ihrer Pflicht zur Aufklärung
stets bewußt sind", sonderbar anmutet. Noch sondeibarer i'st es, wenn
der Verfasser in der „durchaus ablehnenden Haltung der Okkultisten
gegenüber unseren wissenschaftlichen Methoden" einen Hauptgrund
dafür erblickt, daß „der moderne' Wissenschaftler den Erscheinungen
des Okkultismus ablehnend gegenübersteht". In dieser Beziehung dürften
denn doch, abgesehen von der noch immer weit verbreiteten materialistischen
Denkweise, gewisse unrühmliche Eigenschaften vieler Gelehrten
vor allem in Betracht kommen, wie sie namentlich schon von
Zöllner gegeißelt wurden. x Max SeUing.
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