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566 Psychische Studien, XLVIII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1921 )
Werfen mit Möbeln oder Töpfen, was ja nicht weniger
kindisch ist, gilt es zu untersuchen, und wir glauben auch
nicht einen Augenblick, bei Materialisationen Geisterphan-
tomen gegenüberzustehen. Es handelt sich nur darum, einmal
die Wirklichkeit aller dieser unter sonderbaren,
sonst nicht antreffbaren Begleiterscheinungen sich abspielenden
Vorgänge festzustellen und dann erst nach ihrem Woher
und Wieso zu forschen. Alle parapsychischen Phänomene
sind Aeußerungen des I ebens, wenn auch seltener
und aus dem alltäglichen gewohnten Geschehen herausfallender
Art, die oft weder durch die gewöhnliche Aktion
unserer Glieder noch durch die der Sinne sich erklären lassen
Eine Biologie, eine Psychologie oder Philosophie nun, die
auch nur eine einzige Lebensäußerung, und wäre sie scheinbar
der lächerlichsten Art, unbeachtet läßt, läuft unbedingt
Gefahr, in allen ihren Schlußfolgerungen den größten Irrtümern
ausgesetzt zu sein. Bisher ha# die Wissenschaft in
all ihren Behauptungen, besonders vom Leben, die parapsychologischen
Erscheinungen vollständig ignoriert. Wir
sagen nun: „Wie, ihr wollt uns das Leben beschreiben und
deuten, dann nehmt gefälligst auch Rücksicht auf diese
Erscheinungen des Lebens, zieht sie ein in eure Berechnungen
. Tut ihr das nicht, dann glauben wir das nicht,
was ihr behauptet, weil es nicht richtig sein kann!"
Vorläufig tobt noch immer der Kampf um die Realität der
parapsychischen Phänomene. Leider ist dieser Kampf ein
sehr unerquicklicher und erinnert manchmal an die Kämpfe,
wie sie seinerzeit etwa bei der Entdeckung des Blutkreislaufes
oder der Einführung des Chinins sich abgespielt haben. Die
Mittel, die von den Gegnern angewendet werden, sind durchaus
nicht immer solche, wie sie ansonst bei wissenschaftlichen
Streitigkeiten gebräuchlich sind. Man glaubt sich
dabei manchmal in die Zeiten eines Luther und Dr. Eck
zurückversetzt. Die gegnerische Hauptwraffe besteht vorallem
einmal im Totschweigen oder Lächerlichmachen aller
parapsylogischen Forscher. Kein medizinisches oder psychologisches
Fachblatt öffnet Arbeiten auf diesem Gebiete
seine Spalten, obwohl das Thema gerade ein solches wräre,
das, wrenn wissenschaftlich behandelt, einen Mediziner und
Psychologen in hohem Maße fesseln dürfte. Daß dem so ist,
kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, wrenn ich an
die große Zahl der ärztlichen Kollegen denke, die mich
selbst schon befragt haben, und großes wissenschaftliches
Interesse für den Gegenstand zeigten und zeigen. Es ist
noch nicht lange her, daß auch die Spalten der Tagesblätter
und sonstige Journale für Artikel, die parapsychische Themen
behandelten, vollständig verschlossen waren, und daß
kein Verleger von Ruf wTagte, ein derartiges Buch zu verlegen
. Es ist ja dank aufklärender Arbeit heute in dieser
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