Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 579
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0609
Freimark: Die Durchforschung der Fälle. 579

wartete Ereignis deutbar war. Er kam übrigens in der Tat
„zu spät.44 Die Leidende war bei seinem Eintreffen bereits
entschlafen. In derselben Linie liegt es, wenn irgend eine
aufgefangene Bemerkung schicksalsbestimmend wird, ein Vor-
gang, der in gewissen Kreisen sehr häufig ist und für den besonders
die pietistische und die sonstige Bekenntnisliteratur
vielfache Belege beibringt. Daß selbst Alltäglichkeiten durch
die Gefühlsbetonung ein anderes Gesicht bekommen, lehrt die
Beobachtung eines Heidelberger Forschers. Diesem war aufgefallen
, daß er stets, wenn er es eilig hatte, die elektrische
Bahn, die er zur Stadt benutzen mußte, verpaßte. Um dem
immerhin merkwürdigen Zusammentreffen auf den Grund zu
kommen, legte er eine über mehrere Wochen reichende Statistik
an. Es stellte sich heraus, daß er auch sonst oft genug die
Bahn nicht erreichte und daß es lediglich seine Eile war, die
ihm in den bestimmten Fällen den störenden Umstand deutlicher
ins Bewußtsein rückte.

Bei allen Ahnungen und den verwandten Erscheinungen
müssen also die ersten Fragen dahin gestellt werden : ist die
betreffende Wahrnehmung die erste dieser Art oder gingen
andere, wenn auch Solche leichteren Grades, vorher, worin
unterschieden sie sich und wie verhalten sie sich zu einander
und in ihrer Bedeutung für die wahrnehmende Persönlichkeit?
Gehen wir auf diese Weise dem Werden einer Ahnung nach, so
stellt sich heraus, daß es sich fast stets nicht um ein einmaliges
Erlebnis, sondern um eine Erlebnisreihe handelt, aus der die
betreffende Wahrnehmung lediglich durch die nachfolgende Verwirklichung
herausgehoben wird. Eingehende Beschäftigung mit
der betreffenden Literatur und ihre Vergleichung mit eigenen
Beobachtungen, sowie mit den Feststellungen Silberers anläßlich
seiner Versuche über das Wasserschauen und den Untersuchungen
des Züricher Pfarrers Pf ist er auf dem verwandten
Gebiete des Zungenredens und des automatischen Schreibens
lassen vermuten, daß dieser Verlauf des Werdens auch für die
Steigerungen derartiger Wahrnehmungen oder besser: für ihre
stärkeren Verdichtungen gilt. Trifft diese Vermutung zu, was
weitere Untersuchungen in dieser Richtung ergeben müssen,
dann stehen wir einer völlig veränderten Sachlage bezüglich
dieser Erscheinungen gegenüber: wie stark auch die Beziehungen
zwischen dem Wahrnehmenden und dem vermuteten Absender
zu sein scheinen, und wie groß immer ihre Verdeutlichung im
Bilde sein mag, der subjektive Charakter dieser Bildung ist
nicht mehr zu leugnen. Damit jedoch verliert der Einzelfall
an allgemeiner Bedeutung und seine wunderbaren Einzelheiten
werden verhältnismäßig unwesentlich.

Was zu erforschen wichtig bleibt, ist die Reizquelle, vorzüglich
, ob diese, wofür manche Fälle sprechen, unter Umständen
nicht in dem Einzel-Seelischen des Wahrnehmenden, sondern
außerhalb dieses in einem gemeinsamen Seelischen liegt. Diese

37*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0609