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v. Klinckowstroem: Prophezeiungen.
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Schlüsselung des Nostradamus angeregt hat. Man vergleiche
, was Dessoir (a. a. O., S. 226 ff.) darüber sagt.
Loog hat sich dann an die Aufgabe herangemacht und
fand alsbald, wie er berichtet, Anhaltspunkte, „Steine des
Anstoßes", über die er stolpern mußte. Unter der großen
Zahl der französischen Vierzeiler bringt Nostradamus an
bemerkenswerter Stelle einen einzigen in lateinischer Sprache:
es ist der 100. Quatrain der 6. Centurie, der also unmittelbar
vor dem 7. Buch steht, welches — in wohlerwogener
Absicht - nur 42 Vierzeiler hat. Auch dieses anscheinend
unvollständige Buch ist aber dennoch mit Recht als „Zen-
turie" anzusprechen, denn es umfaßt nach Loog ein Sae-
culum. Im ganzen enthalten die eigentlichen Prophezeiungen
des Nostradamus einschließlich der angeblich aus seinem
Nachlaß veröffentlichten (suspekten) 27 Quatrains 969 Vierzeiler
. Ohne den lateinischen Vierzeiler und die beiden
Eingangsstrophen ergeben sich 966. Teilt man diese Zahl
durch 42 — die mutmaßliche Zahl für je 100 Jahre — so
erhält man die Zahl 23. Nun umfassen die Prophezeiungen
den Zeitraum von 1555 bis 3797, d. h. 2242 Jahre. Das
sind rund 23 Jahrhunderte. Loog vermutet nun, daß Nostradamus
966 Vierzeiler in 23 Bücher verschlüsseln wollte, daß
ihm diese Verschlüsselung aber noch zu einfach und durchsichtig
war. Er ging nach Loog daher zu der genauen
Zahl 2242 über, sonderte dabei 27 nicht besonders wichtige
Quatrains aus und paßte, so die Verszahl dem neuen
Schlüssel an. Doch damit nicht genug. Die beiden Prosabegleitschreiben
zu den Zenturien enthalten 59 bzw. 118,
d. i. zweimal 59, Sätze. Kein Zufall! Daraus schloß Loog,
daß die Zahl der Vierzeiler ebenfalls durch zwei geteilt
werden müsse Ein weiterer „Stein des Anstoßes4( half
ihm dann weiter. Nur an einer einzigen Stelle (V, 74—79)
finden sich sechs aneinander gereihte Vierzeiler, die denselben
Gegenstand behandeln, also absichtlich nicht auch mit
verschlüsselt worden sind. Sie stehen zudem an besonders
auffälliger Stelle: genau in der Mitte der Zenturien. Ein
endlich von Loog mit besonderem Scharfsinn aufgefundenes,
aber nicht verratenes Stichwort ergibt, daß insgesamt 22
Bücher, und zwar 13 zu 43, 8 und 42, und eins zu ^Vierzeilern
, zusammen 939, vorhanden sind. Um die Symmetrie
herzustellen, hat Nostradamus nach Loog die beiden
Zueignungsschreiben zu je einem Buch mit 42 Vierzeilern
zugeschlagen, so daß 941 Vierzeiler (der lateinische fällt
aus) sich nunmehr in 2mal 44 -f 7mal 42 -f 13mal 43 verteilen
. Die so neugewonnenen Bücher hat der provenza-
lische Seher dann noch einmal durcheinandergewürfelt, und
zwar in derselben Weise, wie er die Sätze seines lateinischen
Begleitschreibens verwirrt hat. Das „Stichwort" fand Loog
schließlich in einem merkwürdigen Satz im Zueignungs-
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