Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 603
(PDF, 212 MB)
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Kindborg: Der Streit um die Telepathie.

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habe ich in meiner Schrift von vornherein eingeräumt. Aber
wer wollte auf einen Fortschritt in der naturwissenschaftlichen
Erkenntnis verzichten, weil dieser Fortschritt nicht
an den Kern der Dinge heran kann? Um einen Fortschritt
in der Erkenntnis handelt es sich aber meiner Meinung nach
deshalb, weil bei meiner Betrachtungsweise alle vorläufig
bekannten geistigen Erscheinungen einschließlich der Telepathie
restlos aufgehen, und weil wir durch die Erkenntnis,
daß etwas im Unterbewußtsein gefühlt werden kann, ohne
daß es vom Oberbewußtsein wahrgenommen wird, instand-
gesetzt werden, das bisher rätselhafte Krankheitsbild der
Hysterie zu entschleiern. Ich kann hierauf in diesem Rahmen
nicht eingehen, sondern behalte mir vor, an anderer
Stelle an meine in der erwähnten Schrift bereits begonnenen
Ausführungen wieder anzuknüpfen. Nur das sei hier noch
erwähnt, daß aus dem Nichterkennen des Zusammenhanges
der Glaube an einen — verantwortlichen oder krankhaften -
Betrug von seiten der Hysterischen entstanden und diesen
— den Märtyrern unter den Kranken, wie ich sie genannt
habe — dadurch viel Unrecht zugefügt worden ist. Und
hierin liegt die große praktische Bedeutung der Frage.

Um aber wieder auf die Telepathie zurückzukommen,
so fällt diese bei meiner Auffassung insofern aus dem Rahmen
des Unerklärlichen, als sie zur Teilerscheinung eines
allgemeinen Gesetzes wdrd. Der Nervenstrom, der in einem
Unterbewußtsein kreist, kann unter günstigen Umständen
den entsprechenden Stromkreis im Unterbewußtsein eines
arideren Menschen induzieren, und dessen Oberbewußtsein
nimmt dann den Eindruck gerade so auf, als wenn er unmittelbar
auf dem Wege sinnlicher Eindrücke entstanden
wäre. Ob das Oberbewußtsein des Aussendenden im Augenblicke
selbst auf diesen Teil des Unterbewußtseins gerichtet
war, mit anderen Worten, ob er selbst an den Vorstellungsinhalt
im Augenblicke dachte, ist für die Uebertragung
nicht wesentlich Dagegen kommt es darauf an, ob die betreffenden
Vorstellungen mit einem Affekt begleitet (wie der
Ausdruck lautet: gefühlsbetont) sind. Es hat nämlich die Erfahrung
gelehrt, daß Vorstellungen um so leichter übertragen
werden, je mehr sie von Affekten (die nach meiner Auffassung
physikalische Energien sind) begleitet werden. Dies
gilt auch für die gesprochenen (Verbal-)Suggestionen, wie
man sich leicht an der Wirkung verschiedener Redner überzeugen
kann. Hierher gehört meines Erachtens auch die bekannte
und jedem Examenskandidaten geläufige Erscheinung
, daß jemand, der im Examen eine bestimmte Frage
fürchtet, mit Sicherheit darauf rechnen kann, diese im nächsten
Augenblicke vorgelegt zu bekommen. Ich glaube nicht,
daß es sich hierbei immer um „Zufall" handelt, sondern
die starke Affektbetonung verbunden mit der unwillkür-


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