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608 Psychische Studien. XLVIH. Jahrg. 11. Heft. (November 1921.)
schung nutzbar zu machen, und daß nicht inzwischen ihr
Talent durch Mißbrauch zu Gesellschaftsspielen verdorben
wird. Im ganzen hat mir auch dieser Fall wieder bewiesen,
daß die telepathische Fähigkeit, wie ich in meiner mehrfach
erwähnten Schrift behauptet habe,. und wie es- auch meiner
physikalischen Erklärung (entspricht, durchaus nicht eine
Sonderbegabung einzelner ist, sondern sich in allen Abstufungen
weit verbreitet findet. Es dürfte daher auch mit
der Zeit gelingen, Beweise herbeizuschaffen, die allen Bedingungen
entsprechen, die die Wissenschaft zu stellen sich
für berechtigt hält.
Freilich muß von der anderen Seite ein objektives Herangehen
an diese Frage gefordert werden. Daß dies bei der
Kommission, die sich unlängst in Berlin aus der dortigen
psychologischen Gesellschaft unter dem Vorsitz von Albert
Moll konstituiert hat, nicht der Fall ist, wurde bereits von
anderer Seite geltend gemacht (vergl. das erwähnte Referat
von Körnerj, und hat mit Reche schon zu einer Ablehnung
dieser Kommission wegen Befangenheit geführt. Die Ablehnung
ist von der Deutschen Okkultistischen Gesellschaft
in Berlin durch eine Mitteilung an die Presse im Deutschen
Abendblatt vom 20. Juni, wie ich einem Referate von ßrand-
ler-Pracht (Psyche, Oktoberheft 1921) entnehme, ausgesprochen
worden, und auch Kollege Kröner warnt in den
Psychischen Studien jeden Gutgläubigen, sich dieser Kommission
zu stellen. Die Kommission und ihre wissenschaftlichen
Anhänger werden sich dies natürlich wieder zu ihren
Gunsten auslegen. Der objektiv Urteilende wird aber zugeben
, daß Albert Moll, wenn er im öffentlichen Vortrage
alle Forscher, die irgendeine okkulte Tatsache anerkennen,
als Schwindler oder wrunschbeeinflußte Hysteriker bezeichnete
, sich dadurch selbst der für ein Rich^eramt nötigen
Objektivität entkleidet hat. Und wie man in der öffentlichen
Rechtspflege einen solchen Richter ablehnen darf, so muß
dies auch vor dem Forum der Wissenschaft gestattet sein.
Ich für meine Person kann Herrn Albert Moll versichern,
daß, wenn ich bei Anstellung meiner Versuche von einem
Wunsche beeinflußt gewesen bin, dies nur der Wunsch
nach der Wahrheit gewesen ist.
Ich war zu diesen Versuchen durch die Schrift des russischen
Arztes Naum Kotik (Die Emanation der psycho-
physischen Energie, Bergmann 08;, die etwas verspätet
in meine Hände geraten war, veranlaßt worden, und war
ohne Voreingenommenheit für oder wider, eher vielleicht
sogar mit einem leisen Zweifel, an ihre Nachprüfung herangegangen
. Die Ergebnisse der an automatisch schreibenden
Medien angestellten Versuche lauten nämlich geradezu
märchenhaft und haben den Autor, dem auch die Ueber-
tragung von Eindrücken durch leeres, bloß „bedachtes"
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