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Harter: Die Kritik der parapsychologischen Forschung. 621
Zu erwähnen ist notwendig, daß weder seitens der G.
W. O., noch von mir die Klagestellung veranlaßt wurde.
Wir hielten es bei dem derzeitigen Stande der Forschung
der bestehenden Auffassungen in der Allgemeinheit für verfrüht
, vor einem juristischen Forum die Sache aufzurollen
.
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Die Kritik der parapsychologischen Forschung.
Von Dr. med. Gustav Harter.
(Schluß von Seite 569.)
Wenn man die Einwendungen laienhaftester Art vieler
einen gelehrten Titel besitzender Gegner liest, greift man
sich oft an den Kopf. Diese Leute wissen nicht, daß ihre
naiven Einwendungen schon längst erhoben und von fähigen
Kopien ad absurdum geführt worden sind. Es wäre notwendig
, jedem dieser naiven Kritiker immer eine Vorlesung
über das ABC dieser Erscheinungen zu halten. Ehe man
leichtfertig kritisiert, verschaife man sich doch wenigstens
eine Kenntnis der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur.
Das ist doch das wenigste, was mau verlangen kann, sonst
geht ja Debatte und literarische Fehde ins Uferlose. Einen
weiteren beliebten Einwurf bilden das „schwarze Kabinett*4,
die Dunkelsitzungen mit ihren möglichen Hand- und Fuß-
vertauschungen, wie anderen eventuellen schwindelhafteu
Manipulationen von seiten des Mediums. Weiter wird diesen
vorgeworfen, daß sie hysterisch veranlagt und auf Schwindeleien
ertappt worden seien. Nun, es gibt doch genug
Medien, die ohne jegliches schwarze Kabinett arbeiten und
die keine Dunkelheit verlargcn, ich habe meine Studien
fast nur an solchen gemacht, obwohl es Phänomene gibt,
die auch im Dunkeln ausgeführt, volle Uebcrzeugungskraft
besitzen, weil man sie einfach mit allen Tricks und Maschinerien
nicht nachmachen könnte. Doch ist zweifelsohne Beleuchtung
, zu deren Anwendung man jedes echte Medium
erziehen kann, auf jeden Fall vorzuziehen. Das schwarze
Kabinett ist zumeist überflüssig oder man kann das Medium
vor das Kabinett setzen. Jedenfalls nimmt ein ernster
Forscher nur solche Phänomene für echt, die jegliche Kontrolle
gestatten, und da bleibt genug übrig. Daß Medien
nicht zuweilen hysterische Stigmata aufweisen sollten, ist
ein ganz kindischer Vorwurf. Man kann doch nicht im
vornehinein der Natur Vorschriften machen, bei welchen Personen
es ihr erlaubt sei, gewisse Erscheinungen eintreten
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