Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 625
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Harter: Die Kritik der parapsychologischen Forschung.

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urinam nascimur! hat schon ein Kirchenvater gesagt. Ich
wüßte also nicht, wieso Professor Oesterreich mit seiner
Bemerkung irgendwie verständige religiöse Gefühle beleidigen
könnte. Wenn ich hier schon über die sonderbare
Verquickung von Religion und Wissenschaft schweigen will,
so dachte ich doch bis jetzt, daß man im wissenschaftlichen
Denken jenseits von Out und Böse, von angenehm und ekelerregend
stünde und sich nur mit der objektiven Beschreibung
des Tatsächlichen abzugeben hätte. Unter anderem
wirft Dr. Kolb Dr. Böhm in Nürnberg vor, zu glauben,
daß Tiere gewisse mediale Fähigkeiten hätten. Ja, sehr
geehrter Herr Dr. Kolb, haben Sie je einmal die von Fachleuten
berichteten Leistungen der sogenannten „Denkenden
Tiere": Elberfelder Pferde, Hund Rolf u. a., einer genauen
psychologischen Analvse unterzogen? Ich glaube nicht, denn
sonst würden Sie entdeckt haben, daß ohne die Annahme
einer gewissen psychischen Verbindung (Gedankenübertragung
?) zwischen Tier und Mensch dit Leistungen dieser
Tiere überhaupt nicht erklärbar sind. Schon 1914 habe ich
über diesen Gegenstand eine Broschüre „Das Rätsel der
denkenden Tiere" geschrieben, und soviel ich weiß, haben
sich gerade in der letzten Zeit Wissenschaftler, die sich mit
dem gleichen Vorwurf beschäftigten, meinen diesbezüglichen
Ansichten angeschlossen. Gerade die Affäre mit den denkenden
Tieren zeigte seinerzeit, wie notwendig dem psychologischen
Forscher parapsychologische Kenntnisse sind. Denn
aus Mangel an solchen kam es zu einer der größten Blamagen
deutscher Wissenschaftler, indem Doktoren, Dozenten
und Universitätsprofessoren Tieren die Fähigkeit zuschrieben,
Quadrat- und Kubikwurzeln zu ziehen, Rätsel zu lösen, Briefe
zu schreiben u. dgl.

Noch eines Vorwurfes muß ich gedenken, der oft gemacht
wird, daß nämlich „okkultistische" Vorträge von Leuten abgehalten
würden, die dazu schon wegen ihrer Vorbildung
und aus anderen Gründen wenig geeignet erschienen. Das
ist gewiß richtig. Niemand bedauert dies aber mehr, als
ein echter Forscher auf dem besprochenen Gebiete. Es gibt
eben bei einer neuen Sache immer Enthusiasten oder Leute,
die aus anderen Gründen sich zum ungerufenen Propagator
berufen fühlen. Dagegen läßt sich wenig machen. Man hat
ja dieselbe Begleiterscheinung beim Salvarsan, der Relativitätstheorie
und der Steinachschen sogenannten Verjüngungskur
erlebt. Geltung hat eben nur das, was vom Forscher
selbst behauptet wird. Nebenbei bemerkt, messe ich auch
den letzten Arbeiten Professor Schleichs, die parapsychologische
Themen streifen, keinerlei wissenschaftlichen Wert
zu. Auch darüber wird gewettert, daß moderne Schriftsteller
gerne Okkultistisches in ihren Arbeiten behandeln und damit
einem ungesunden Mystizismus Vorschub leisten. Es

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