Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: 629
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0659
»

Harter: Die Kritik der parapsychologischen Forschung. 629

belauscht. Der Jäger, der dem Wilde mit Blitzlicht auf
der Pürsch nachgeht, wird uns mehr und Richtigeres von
dessen wahrem Leben zu berichten wissen, als der gelehrteste
Professor, der das gleiche Wild nur im Käfig oder
vivisektorisch im Laboratorium studiert oder auch dessen
Kadaver seziert und mikroskopiert. Wer Leben studieren
will, muß ins Leben hinausgehen. Geradeso muß der para-
|isychische Forscher, will er taugliche Objekte für seine
Studien finden, jene womöglich zuerst in ihrem eigenen
Milieu aufsuchen und dort seine ersten Beobachtungen
machen, die er ja später, wrenn er das Vertrauen der zu Untersuchenden
gewonnen hat allmählich in einem Laboratorium
mit allen kritischen Finessen ausstatten kann. Will man reichliches
Studienmaterial finden, so muß man erst den Weg zum
Herzen der Versuchspersonen finden. Man muß ihnen ihren
Glauben an die Ursache der Phänomene lassen, auch wenn
man ihn aus tausend Gründen wissenschaftlich nicht teilen
kann. Die suggestive Kraft dieses Glaubens ist ja die einzige
Ursache des Auftretens der Phänomene. Toleranz und Takt
sind eben unbedingt nötig, will man als Forscher auf diesem
Gebiete etwas erleben. So wenig der Mißtrauische und
und Ueberkritische je di° psychischen Phänomene wahrer
Freundschaft und Liebe erleben wird, genau so wenig wird
er echte parapsychologische Phänomene erleben und sein
Urteil gegenüber psychischen Erscheinungen der besprochenen
Art muß aus den durchsichtigen Gründen unwiderleglicher
Art ein gänzlich verschrobenes werden. Toleranz und
Takt sind aber leider unter manchen deutschen Wissenschaftlern
nicht so verbreitet, wie sie es sein sollten. Ich
möchte die Herren denn doch bitten, an dem verstorbeneu
Genfer Psychologen Flournoy sich ein Beispiel zu nehmen
oder jener englischen Naturforscherversammlung zu gedenken
, auf der Sir Oliver Lodge, obwohl er in einer Rede
spiritistische (!) Anschauungen entfaltete, dennoch anstandslos
bis zu Ende angehört wurde und keiner seiner Kollegen
ihm die wissenschaftliche Achtung entzog! Was wäre wohl
auf einem deutschen Naturforscherkougreß einem deutschen
Professor widerfahren, der Aehnliches gewagt hätte?

Gerade jener Terror gewisser Wissenschaftler gegenüber
der Parapsychologie, der jeden hier Tätigen verfehmen, ihn
als geistig minderwertig hinstellen, ihn in seinem Ansehen,
seiner Laufbahn, seinem materiellen Einkommen bedrohen
will, wird sich in aufgeklärten Zeiten als der größte Schandfleck
nicht an der wahren Wissenschaft, aber an den zeitgenössischen
Wissenschaftlern herausstellen. Was der wissenschaftlich
arbeitende Parapsychologe der Wissenschaft zu
bieten hat, das sind Tatsachen, nicht Wunderglaube, nicht
Spiritismus, nicht phantastischer Okkultismus oder Theo- oder
Anthroposophie. Und heute pochen diese Tatsachen bereits


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1921/0659