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632 Psychische Studien. XL VI II. Jahrg. 11. Heft (November 1921.)
sowie die wichtigen Statuten, den Eid, die Aufnahms- und
sonstige Gebete — alle in streng katholischer Tendenz
verfaßt.
In der Vorrede wird der Grund der Verfassung dieses
Hauptschulbuches beleuchtet. Nach dieser schwülstigen
Vorrede folgen dreizehn alchimistische Bilder, in Aquarell
ausgeführt, mit Erläuterungen in Reimform, die aber so
dunkel gehalten sind, daß sie nur von jenen gedeutet werden
können, die sich mit der alchimistischen Symbolik und Geheimsprache
beschäftigen.
Nach mehreren, ebenso dunkel verfaßten Kapiteln über
verschiedene Tinkturen, über das Goldmachen, die alchimistische
Medizin*', Theosophie usw. überrascht uns ein
etwas verständlicheres Kapitel, das mit ^Medicinaliter" betitelt
wird. Der Autor verspricht darin, besonders deutlich
zu sein, um dem ,,geliebten Sohn und Mitbruder unserer
Wissenschaft mitzuteilen, wie man die Medicamenta oder
unsere göttliche Arzney der ersten, anderen und dritten
Ordnung zum Gebrauche des menschlichen Leibes unterscheiden
solle/* Dieses verständlichste Kapitel enthält im
übrigen für den Forscher kein besonders brauchbares Material
. So betont der Autor des weiteren, daß man ,,mit
dem roten Sulphur oder unserer Terra Adamica viel hundert
Jahre erleben könnte, denn wir haben per experientiam,
daß nicht allein das Podagra, Hecticum und unglaublich
mehr andere Krankheiten weichen müssen, sondern haben
auch in specie in Epilepsia, Apoplexia, in Lepra, den Wassersüchtigen
und allerhand fiebrischen Menschen innerhalb
einer Viertelstunde dergestalten solche Krankheiten benommen
, daß dieselben ganz gesund vom Bett aufgestanden
und nach etlicher Zeit sich Haut und Haar völlig vom
Leibe abgeschält und viel lange Jahre darauf ohne eine
zustoßende Krankheit gelebt ..
Diese Versicherungen medizinischer Leistungsfähigkeit mit
alchimistischen Mitteln sind aus den Werken des Basilus
Vaientinus, des Paracelsus, Libavius usw. hinlänglich bekannt
. Unser Autor vertraut uns sodann^ wie die geheimen
Mittel einzunehmen sind, und rät, sich dafür guter Weine
zu bedienen. Er kennt auch die besten Weingattungen: „In
unserer Erfahrenheit haben wir derj Neckar- und Mosel-
Wein, ... in Tyrol haben wir den Salurner, in Kärntep
den velischen Wein von Eggen, so man Zibidin genannt*).
In Steuern den Crauhammer, Deppersberger ..., in Oesterreich
haben wir uns bedient des Griuzinger urj.d Neukloster
u) "Vgl. unter anderem Dr. Ferd Maack „Polarcbemiatrie" (Leipzig 1905).
•) Unter Eggen ißt wahrscheinlich „In den Ecken'* bei Görz gemeint, da
der Zibidin eine friaulische Weingattung ist.
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