Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
48. Jahrgang.1921
Seite: XX
(PDF, 212 MB)
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XX

Isis als Göttin der Naturkraft galt, repräsentiert auch die
Madonna — der ursprünglichen Bedeutung nach — die Fruchtbarkeit
, die Erde.

Der genaue Zeitpunkt, wo der Madonnenkultus in der christlichen
Religion aufgekommen ist, wird — wie ich glaube —
schwer zu ermitteln sein. Ich vermute, daß die Erfindung der
Madonnenfigur das Werk der Gnostiker ist, und höchstwahrscheinlich
wird die Madonna anfänglich schwarz gewesen sein
und erst im Verlauf der späteren Jahrhunderte, als die Kenntnis
der letzten Überbleibsel ägyptisch-griechischer Geheimphilosophie
gänzlich verschwunden war, wurde die Madonna mit
weißer Hautfarbe dargestellt." — —

Zu den vorstehenden, in mehrfacher Beziehung interessanten
Ausführungen habe ich zu bemerken, daß zwischen denselben
und meiner Anschauung im Grunde genommen gar kein Gegensatz
besteht. Von derselben Grundlage ausgehend, weichen
wir nur in den Ableitungen von einander ab, um schließlich
doch wieder zu dem gleichen Ergebnis zu kommen. Gleich
Herrn Hentges geht auch Jennings, der sich ja ganz und gar
auf Fluddesche Vorstellungeu stützt und dem ich gefolgt bin,
von der Zweiteilung des göttlichen Wesens in Voluntas und
Noluntas, ein aktives, durch das Licht repräsentiertes, und ein
passives, der Finsternis entsprechendes Prinzip aus. Nach
Hentges bedeutet das schwarze Weib die Weit, das passive,
durch die Finsternis repräsentierte Prinzip der Schöpfung, als
der einen Hälfte des göttlichen Wesens. Nach meiner Ausführung
haben wir hinter der Finsternis, repräsentiert durch
die schwarze Madonna mit dem göttlichen Kinde, den verborgenen
Teil der Gottheit, das unsichtbare Licht, die Noluntas
divina zu sehen. Die gewählten Worte und der gewählte Weg
ist ein anderer, Ausgangspunkt und Ende aber sind die gleichen,
mindestens durchaus wesensverwandt.

Vollkommen recht gebe ich Hentges darin, daß die schwarze
Madonna nicht als ein spezifisch christliches Symbol angesehen
werden kann. Hierauf komme ich weiter unten zurück. Keineswegs
aber bin ich mit der Hentges'schen Anschauung einverstanden
, daß hinter der schwarzen Farbe der Gottesmutter und
des göttlichen Kindes nicht svmbolisch dgr Hinweis darauf gemacht
werden dürfe, daß hier trotz der menschlichen Form
sich Göttliches offenbare. Wie bunt, wie mannigfaltig waren
christliche Lehren, ehe es zu der orthodoxen Lehre von dem
Gott in drei Personen kam, und wann hätte sich die mit Symbolen
arbeitende Kunst je zur Sklavin der Orthodoxie gemacht ?
Sodann ist die Gnosis, von der Hentges nach meiner Meinung
mit vollem Recht vermutet, daß wir ihr z. T. den Eingang der
Madonnenvorstellung in den christlichen Ideenkreis verdanken,
älter als das katholische Christentum, und wir dürfen sie vielleicht
als das .eigentliche Urchristentum bezeichnen. Auch wüßte ich
nicht, aus wrelcher Stelle meines Textes sich der Gedanke


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