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Süberer: Zur Charakteristik des lekanomantischen Schauens. 657
Todessehnsucht ausdrücken, erhalten hier ein neues Substrat.
Auch die Figur des kleinen Kindes (Lea selbst) am Meeresstrand
im IV. lekan. Vers.*) erhält eine wichtige neue
Bedeutung; dort will jemand das kleine Mädchen mit Gewalt
ins Meer hineinstoßen, und es steht fest und ruhig:
eine Umkehrung der äußeren Situation und eine wahre
Wiedergabe des inneren Sachverhalts; denn Fritz, ihr faktischer
Retter beim Selbstmordversuch, war es, der sie
moralisch — durch die furchtbare Enttäuschung — ins
Meer gestoßen und zum Selbstmordversuch getrieben hat.|
25. Ria u Himmel. Die Hoffnung. Nämlich die
Hoffnung auf das Himmelreich nach dem Tod.
26. Brot - Bäcker. — [Diese Assoziation gehört zu
den wenigen, die einen mehr äußerlichen Zusammenhang**)
aufweisen. Diese Form der Assoziation war, wie bei Nr. 6,
nur auf Grund einer anderweitigen, und zwar einer sexuellen
Beziehung möglich:] Brot und Bäcker erinnern Lea an
sexuelle Begebenheiten, die sich unweit von einem Bäckerladen
abspielten.
27. Drohen - unvernünftig. [Ist zum Teil durch
einen erst nach den lekanomantischen Versuchen entstandenen
Komplex hervorgerufen. Die Assoziation enthält aber
unstreitig auch eine Kritik der elterlichen Erziehungsart und
ist daher dem Hauskomplex zuzuordnen.]
31. Singen - herrschen. Eine bestimmte Sängerin
. „Sie beherrschte alle Menschen, alle Zuhörer. ...
Ich habe mir gedacht, ich möchte auch so herrsehen, erhaben
sein über die anderen. Ich würde mir in solchen Momenten
als ein höheres, reineres Wesen vorkommen/' fDie
ehrgeizigen Bestrebungen, wie sie z. B. im VII. lekan. Vers.,
vS. 520 f., zutage treten. Berufskomplex.]
34. Berg - Geheimnis. - „Ein Berg wirkt auf
mich geheimnisvoll." |Vgl. die Bergsymbolik der lekan.
Versuche.1 - Eine Erzählung von einem 40 jährigen Schlaf
im Berg. Ein Mann gelangt durch Höhlen in das Innere
eines Berges. Dort weilt er 40 Jahre lang unter den Berggeistern
, glaubt aber, es seien nur ein paar Augenblicke ***).
Wie er herauskommt, hält er seine Tochter für
->e ine Frau. [Hier wären gar bedeutende Anknüpfungen
möglich n
37. Neu wertlos „An alles Neue muß man sich
erst gewöhnen. Erst mit der Zeit kann einem etwas lieb
und wertvoll werden." |Liebeswehr. — Vgl. ferner die Vorliebe
Leas für alte kostbare Gewänder, alte Spitzen, Truhen
usw., wie aus dem VII. lekan. Vers., S. 520 f., hervor
*
*) IL Bd., Heft 7; III. Bd., Heft 2.
**) Bei langer Reaktionszeit sogar.
Von tiefer psychologischer Bedeutimg. Zeitproblem des Unbewußten.
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