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676 Psychische Studien. XLVIIL Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1921.)
die in Frage kommenden außergewöhnlichen Erscheinungen
besteht und ein Bedürfnis, über das Wesen derselben wenig
stens einigermäßen aufgeklärt zu werden.
Nachdem es mir also nicht gelungen ist, meine absieht-
lieh mit erklärenden Ausführungen über die verschiedenen
okkulten Phänomene verbundene Erwiderung auf den Kolb-
schen Aufsatz in der „M. M. W." unterzubringen, mache
ich gern von dem freundlichen Anerbieten des Herausgebers
der „Psychischen Studien", den Aufsatz in diesem Blatt zu
veröffentlichen, Gebrauch, und hoffe, daß er so wenigstens
einigen derjenigen Leser zu Gesicht kommt, für die er bestimmt
ist.
Herr Kolb wirft zunächst Herrn Böhm vor, daß er „in
wenig kritischer und höchst unwissenschaftlicher Weise
okkultistische Ideen in der Tagespresse und in Vorträgen
propagiere" und greift zum Beweis für diese Behauptungen
einige Beispiele aus den Böhmschen Veröffentlichungen heraus
, die in ihrer unvollständigen, aus dem Zusammenhang
gerissenen Wiedergabe sehr wohl geeignet erscheinen kön
nen, bei dem harmlosen Leser, der von solchen Dingen noch
nichts oder, nur wenig gehört hat, den Eindruck der Lächerlichkeit
hervorzurufen. Bei genauerem Zusehen zeigt sich
jedoch, daß die von Böhm angeführten Fälle zum mindesten
in ihrer Mehrzahl tatsächlich geeignet sind, auf das Vor
handensein besonderer, in das sog. „okkulte" Gebiet ge
höriger Vorgänge oder Wirkungen hinzuweisen. Was zunächst
das Beispiel mit dem Traum betrifft, so ist es ja
schließlich ziemlich gleichgültig, wer träumt und was geträumt
wird; ob ein Dienstmädchen träumt oder ein Professor
und ob der Gegenstand des Traumes „der junge
Herr" oder sonst jemand* ist. Die Hauptsache ist wohl, daß
der Traum in Erfüllung geht, und daß sich das auf gewöhnliche
Art nicht erklären läßt. Das ist das Wesentliche an der
Sache! Und solche Träume berichtet nicht nur Dr. Böhm
m seinen Veröffentlichungen, sondern sie sind in der ein
schlägigen Literatur zu Tausenden mitgeteilt, und zwar vielfach
von durchaus einwandfreien, gewissenhaften Forschern,
so z. B. in einer großen Reihe von Bänden der Veröffentlichungen
der Society for psychical reßearch in London. Ich
habe mir selbst vor längeren Jahren einmal die Mühe gemacht
, einige solcher Bände im Original nach gewissen
Fällen gründlich zu durchsuchen und berichte daher aus
eigener Erfahrung. Wer sich in bequemer Weise über solche
Dinge orientieren will, dem empfehle ich einen Einblick in
die ins Deutsche übertragenen Werke des Pariser Astronomen
Camille Flammarion über diese Gebiete oder Maeter
lincks Buch („Der fremde Gast"), das besonders auch über
die gleich zu erwähnenden Elberfelder Pferde interessante
Mitteilungen enthält.
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