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Weigel: Okkultismus. 677
Wenn Dr. Böhm dem Gedanken Ausdruck gibt, daß die
merkwürdigen Erscheinungen, die bei den Elberfelder Pfer-
den und bei dem Hund Rolf in Mannheim beobachtet wurden
, sich vielleicht in ähnlicher Weise erklären lassen, wie
gewisse mediale Produktionen, oder sogar wie gewisse beim
Tischklopfen erhaltene Ergebnisse, so ist dieser Hinweis
m. E. auch für die Wissenschaft weit diskutabler und auch
sonst einleuchtender, als die vielfach —.und zwar auch von
Vertretern der Wissenschaft — gemachte Annahme, daß die
Tiere selbst, in ähnlicher Weise wie die Menschen, ihre oft
Erstaunen erregenden intellektuellen Leistungen durch eige
nes Denken hervorbringen. Dieser Gedanke verdient also
m. E. nicht nur nicht lächerlich gemacht zu werden, sondern
vielmehr ernstliche Beachtung von Seiten derjenigen,
die nach einer wissenschaftlichen Erklärung für die genannten
Phänomene suchen.
Was die sog. ^Duplizität von Erfindungen" betrifft, so ist
immerhin zuzugeben, daß es eine merkwürdige Tatsache ist,
die übrigens schon von anderen und wissenschaftlich durchaus
anerkannten Gelehrten als solche empfunden worden ist.
daß es nicht selten voi kommt, daß ungefähr zu gleicher Zeit
an ganz verschiedenen Stellen der Erde gleichartige Ent
deckungen oder Erfindungen gemacht oder gleiche oder
ähnliche Gedanken veröffentlicht wurden. Das kann natürlich
alle möglichen Ursachen haben, es kann vielleicht sogar
Zufall sein, allein es ist doch immerhin auch denkbar,
daß, falls überhaupt gewisse unbekannte seelische Zu
sammenhänge zwischen Mensch und Mensch bestehen, auch
solche dabei eine Rolle spielen. Bei dieser Gelegenheit mag
erwähnt sein, daß auf dem Gebiet von Telepathie und Gedankenübertragung
eine derartige Fülle von Beweismaterial
vorliegt, daß es kaum mehr angeht, die prinzipielle Möglichkeit
solcher Vorgänge zu bezweifeln.
Daß die sog. Spukerscheinungen alle auf absichtlichem
Schabernak beruhen, ist schon deshalb nicht wahrscheinlich
, weil sie in gleichartiger Weise zu allen Zeiten
und bei allen Völkern beobachtet wurden. Wer sich dafür
interessiert, der sehe sich ein wenig in den Mythen und
Sagen unserer Vorfahren und anderer Völker, vor allem
auch der Chinesen, Afrikaner, Indianer, Polynesier um, wo
eine ganze Anzahl ähnlicher Geschichten zu" finden sind.
Uebrigens werden solche auch von zuverlässigen Reisenden
aus eigener Anschauung berichtet. Wenn Herr Kolb in
seinen Vorträgen darauf hinwies, daß es meist ungebildete
Personen der unteren Stände, vor allem halbreife Bauernknechte
und -mägde seien, in deren Gegenwart solche Spukerscheinungen
mit Vorliebe auftreten, so ist das m. E. nicht
so merkwürdig, wenn man in Betracht zieht, daß die von ihm
ins Auge gefaßten Spukvorgänge sich fast ausschließlich auf
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